Festgefahrene Lastwagen kleben hilflos an Steigungen, Autofahrer sitzen stundenlang im Stau, Bahnfahrer warten schlotternd auf den Ersatzbus: Starker Schneefall hat im Alpenvorland zu teils erheblichen Störungen auf den Straßen und Schienen gesorgt. Betroffen waren besondere das Allgäu und das bayerische Oberland. Es kam zu zahlreichen Unfällen, in den allermeisten Fällen blieb es zum Glück bei Blechschäden. Die Bahn musste aufgrund der Witterung mehrere Strecken sperren oder konnte einzelne Halte nicht mehr anfahren. In den Bergen herrscht teils bereits die zweithöchste Lawinenwarnstufe mit der Gefahr von spontanen Selbstauslösungen.
Auf glatten Straßen rutschten am Donnerstag erneut zahlreiche Autos im Freistaat in Gräben oder gegen andere Wagen. Im Allgäu war es besonders heftig. Die Polizei dort bat daher "dringend, alle nicht unbedingt erforderlichen Fahrten zu vermeiden". Dies galt besonders für Lastwagen, die zudem Schneeketten anlegen sollten und kaum noch einen Parkplatz fanden.
Wetter:Völlig verwirbelt
Anfang Januar ist das polare Windband in der Stratosphäre zusammengebrochen. Das könnte den Schneefall in Spanien begünstigt haben - und das Wetter in Europa noch für Wochen beeinflussen.
Bereits am Vormittag hatten sich auf der Autobahn 96 ab Lindau rund 500 Fahrzeuge gestaut, weil sich Lastwagen festgefahren hatten. Auch auf der Bundesstraße 12 zwischen Kempten und Geisenried hingen knapp 40 Lkw fest. Ein ähnliches Bild zeichnete sich auch auf anderen Straßen, besonders an Steigungen. Der starke Schneefall wirbelte auch den Zugverkehr durcheinander: Im Allgäu und in Oberbayern kam es neben Verspätungen zu Zugausfällen und Streckensperrungen. So steckten die Züge zwischen Immenstadt und Hergatz ebenso fest wie zwischen Kempten und Pfronten-Steinach. Auch auf der Strecke München-Lindau kam es zu Verspätungen. Bei Buchloe blockierte zudem ein defekter Zug die Strecke in Richtung Kempten.
Umgestürzte Bäume verhinderten der Deutschen Bahn zufolge zudem Fahrten zwischen Garmisch-Partenkirchen und Reutte in Tirol. Die Strecke nach Mittenwald war zeitweise ebenfalls dicht. Auch zwischen Penzberg und Kochel ging im Oberland nichts mehr. Wegen der Witterungsverhältnisse konnten auch einzelne Haltestellen nicht mehr bedient werden. Die Bahn richtete Ersatzverkehre mit Bussen ein, was für die Fahrgäste kräftige Verspätungen mit sich brachte.
Während die meisten Verkehrsunfälle glimpflich oder nur selten mit leichten Verletzungen ausgingen, stürzte ein Brauereimitarbeiter in Passau beim Schneeräumen mit seinem Radlader 30 Meter in die Tiefe und zog sich schwere Verletzungen zu. Der 62-Jährige hatte den Schnee auf dem Betriebsgelände über eine Kante geschoben, als er laut Polizei mitsamt seinem Fahrzeug abstürzte.
Für die Alpen und das Vorland warnte der Deutsche Wetterdienst (DWD) auch in der Nacht zum Freitag erneut vor Schneeglätte, dort wurden weitere Niederschläge erwartet. Doch auch in anderen Regionen des Freistaats erwarteten die Meteorologen gebietsweise Glätte durch geringfügigen Schnee oder gefrierende Nässe. Bis zu einem Meter Neuschnee und Wind ließen zudem die Lawinengefahr in den Bergen stark ansteigen. In den Allgäuer, Ammergauer und Werdenfelser Alpen herrscht oberhalb von 1800 Metern bereits große Lawinengefahr, das ist die zweithöchste Warnstufe. In den restlichen Gebieten ist die Lawinengefahr verbreitet erheblich. In der Folge wurden neben einer Staatsstraße bei Leutasch auch mehrere Forst- und Wanderwege gesperrt.
"Der Neu- und Triebschnee verbindet sich nur schlecht mit der Altschneedecke und kann sehr leicht von selbst als Lawine losgehen oder von einem einzelnen Skifahrer, Snowboarder oder Schneeschuhgeher ausgelöst werden", warnten die Fachleute. Besonders im Allgäu könnten Lawinen große Ausmaße annehmen und exponierte Verkehrswege gefährden. Die Lawinensituation werde auch über das gesamte Wochenende kritisch bleiben, Wintersportler benötigen daher auch für Touren auf den nicht geöffneten Pisten sehr gute Kenntnisse der Lawinenkunde.
Schon am Mittwoch hatte Tief "Dimitros" für zahlreiche Unfälle auf Bayerns Straßen gesorgt. Autos und Lastwagen prallten gegen Leitplanken, schlitterten in Gartenzäune, stießen gegen Verkehrsschilder und landeten in Straßengräben. Die Polizei registrierte Hunderte wetterbedingte Einsätze.