Die Gegner kommen in ihrem eigenen Tempo, und ob das jetzt besonders hoch oder niedrig ist, muss als relativ gelten. In Lichtgeschwindigkeit kriechen sie jedenfalls nicht aus der Dunkelheit, aber sobald die Schnecken erst mal da sind, raspeln sie den jungen Salat und die kleinen Zucchini weg wie nix. Für diejenigen, die den Salat und die Zucchini auch gern gegessen hätten, ist das zwar bedauerlich, aber nicht bedrohlich. Nur haben es die Schnecken mittlerweile anscheinend auch auf die kritische Infrastruktur abgesehen. Und trotz ihres Schneckentempos schlagen sie auch hier blitzartig zu.
So hat vor ein paar Tagen die Feuerwehr im oberbayerischen Freilassing ausrücken müssen, weil ein Anwohner spätabends Schmorgeruch und Geräusche aus einem dieser grauen Stromverteilerkästen am Straßenrand gemeldet hatte. Also Alarmstufe B1, kleineres Feuer im Freien. Richtig gebrannt hat es dann aber gar nicht, und die Aufnahmen der Wärmebildkamera sprachen auch dafür, einen Großteil der anfahrenden Kräfte gleich wieder abzubestellen. Dafür war irgendwann der Techniker des Stromversorgers zur Stelle und kratzte die Reste einer kontaktfreudigen Schnecke aus dem kurzgeschlossenen Kasten.
Neulich dann schon wieder B1, diesmal in Haslach, das zur nahen Stadt Traunstein gehört. Kurz vor zwei Uhr nachts Geräusche und Brandgeruch aus einem Verteilerkasten. Die Feuerwehr fordert einen Techniker der Stadtwerke zum „gewaltfreien Öffnen“ an und entdeckt dann „eine in die Anschlussklemmen des Sicherungslasttrenners eingedrungene größere Schnecke“.
Damit verdichtet sich ein Verdacht, den schon 2008 die Feuerwehr in Obersulm in Baden-Württemberg in einem ähnlichen Fall geäußert hatte, ohne dafür echte Beweise zu haben. 2010 in Gifhorn bei Braunschweig war die Sache dann schon klar, genau wie 2021 in Goslar, als es gleich die Tür des Verteilerkastens aufgesprengt hatte und gar niemand zum gewaltfreien Öffnen kommen musste.
Manchmal alarmieren die Schnecken die Feuerwehr auch gleich selber wie im April in Poppenricht bei Amberg. Dort ging für volle fünf Minuten die Sirene, weil eine Schnecke deren Steuerkasten kurzgeschlossen hatte. Dass so eine Serie an der Deutschen Bahn einfach vorübergehen könnte, ist unwahrscheinlich, und so kam es im Mai zu einem Feuerwehreinsatz bei Burgsinn im Landkreis Main-Spessart. Rauchentwicklung im ICE-Bordbistro! Und warum? Wegen einer angebrannten Zimtschnecke.