Süddeutsche Zeitung

Bayern:Schlappe für AfD-Landeschef: Bystron verpasst Listenplatz eins

  • Der bayerische AfD zieht überraschend mit Martin Hebner als Spitzenkandidaten in die Bundestagswahl. Der 57-Jährige war bislang Schriftführer im Landesvorstand.
  • Hebner hat sich beim Parteitag spontan aufstellen lassen - und dem Landesvorsitzenden Petr Bystron eine Niederlage beschert.
  • Auch die bayerische FDP hat an diesem Wochenende die Kandidatenliste für die Bundestagswahl aufgestellt: Mit 84 Prozent wurde Generalsekretär Daniel Föst gewählt.

Der bayerische AfD-Landesvorsitzende Petr Bystron hat eine schwere parteiinterne Niederlage erlitten: Bei der Aufstellung der AfD-Liste für die Bundestagswahl im September verlor Bystron am Sonntag das Rennen um Platz eins überraschend gegen einen spontan angetretenen Gegenkandidaten. Der 57 Jahre alte Herausforderer Martin Hebner gewann die Kampfabstimmung auf dem Landesparteitag in Greding mit 243 Stimmen, für Bystron votierten 190 Delegierte, wie die AfD anschließend mitteilte.

Hebner ist Schriftführer im Landesvorstand und meldete seine Kandidatur erst auf dem Parteitag an. Ein dritter Kandidat erhielt nur zehn Stimmen. Bystron wollte auf einem der weiteren Listenplätze noch einmal antreten, wie er auf Anfrage mitteilte.

Heftige parteiinterne Querelen sind in der AfD nichts Ungewöhnliches - schon Bystrons Amtsvorgänger André Wächter war angefeindet worden und hatte 2015 die Partei verlassen, weil diese ihm zu weit nach rechts gerutscht war. Auch Bystron lebt wie zuvor Wächter mit Anfeindungen - ihm wird von Teilen des Landesvorstands dem Vernehmen nach vorgeworfen, zu wenig aktiv zu sein.

Außerdem spielten demnach auch Flügelkämpfe eine Rolle: Der bayerische Landesvorstand hatte sich hinter den Beschluss des Bundesvorstands gestellt, den als Wortführer des rechtsnationalen Flügels geltenden Thüringer Fraktionschef Björn Höcke auszuschließen. Das stört offensichtlich einen Teil der bayerischen AfD-Mitglieder.

Es kamen auch weniger Delegierte als erwartet zum Landesparteitag: Anstelle der erwarteten 600 waren es weniger als 500.Wegen der vielen Herausforderer und Diskussionen wird die Kür der Listenkandidaten auch länger dauern als bei anderen Parteien: Am kommenden Wochenende wird die AfD-Listenaufstellung fortgesetzt.

FDP macht Föst zur Nummer eins

Bei der bayerischen FDP gab es dagegen keine Überraschungen: Auf der Landesvertreterversammlung mit anschließendem Parteitag in Bad Neustadt wurde Daniel Föst zum Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl gekürt. Der 40-Jährige erhielt am Wochenende 84 Prozent der Stimmen. Seit 2013 ist er Generalsekretär der bayerischen FDP.

Etwa ein halbes Dutzend Kandidaten kann sich echte Chancen ausrechnen, sollte die FDP im Herbst wieder in den Bundestag einziehen. Die FDP war vor vier Jahren binnen weniger Wochen aus dem Bundestag und dem bayerischen Landtag geflogen. In einer aktuellen Bundestagswahl-Umfrage liegt sie in Bayern bei sechs Prozent.Föst sagte, die FDP wolle Deutschland bewegen - "nicht weil es uns heute schlecht ginge, sondern damit es uns auch morgen noch gut geht. Wir dürfen nicht im Status quo verharren." Genau das tue aber die Bundesregierung: "Trotz drastisch gestiegener Steuereinnahmen liegen die Investitionen 2016 unter dem Niveau von 2013."

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