Schimpfwörter-Debatte:Die Macht der bösen Worte

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Wer schimpft, verspürt quasi Druck im Kessel, muss Dampf ablassen - und nur die Tabuverletzung löst den Effekt der Erleichterung aus, sagen Sprachwissenschaftler. (Foto: Ikon Images)

Schimpfen und Fluchen sind ein fester Bestandteil der menschlichen Existenz. Die Frage ist nur: Kann man im aufgeladenen Diskurs von heute überhaupt noch lospulvern, ohne jemanden zu diskriminieren?

Von Hans Kratzer, München

Es ist zwar schon eine Weile her, dass in Landshut ein Bosnier zu einer Geldstrafe von 1000 Euro verurteilt wurde, weil er einen Angehörigen der Sicherheitswacht mit dem Götz-Zitat "Mich leckst am Arsch" beehrt hatte. Aber die Geschichte verrät immer noch viel über die Tücken der Sprache. Der Sicherheitsmann hatte den Bosnier vom Fahrrad gezerrt, weil jener in einem Fußgängerbereich geradelt war. Zwischen Verteidigung, Anklage und Richter entspann sich dann ein akademischer Dialog darüber, ob der Mann den Spruch beleidigend gemeint habe. Der Bosnier sagte, er habe nur der Obrigkeit seinen Respekt zum Ausdruck bringen wollen. Der Amtsrichter verfügte jedoch, dass nur ein Bayer das Sprachgefühl besitze, um beim Gebrauch des Götz-Zitats zwischen positiver Anmutung und grober Beleidigung unterscheiden zu können. Laut Gericht konnte dem Angeklagten diese feine Nuance des Dialekts keinesfalls geläufig sein.

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