Süddeutsche Zeitung

Kuriose Leidenschaft:Warum ein Mann aus Schwaben Tausende Mülltonnen sammelt

Der Syrgensteiner schwärmt schon seit dem Kindergarten von der Müllabfuhr, bei der er heute arbeitet. Nun träumt er vom großen Fernsehauftritt.

Glosse von Florian Fuchs

Viele Menschen sammeln etwas, evolutionsbiologisch betrachtet ist das ein Überbleibsel längst vergangener Zeiten: Wer Vorräte anlegte, hatte bessere Überlebenschancen. Die Motivation ist heute eine andere, wenngleich nicht immer so leicht zu durchschauen, die Leidenschaft für Kakteen, Bierdeckel oder eben Briefmarken müsste erst mal einer schlüssig erklären. Andererseits kann man sich manchmal gar nicht wehren, dann passiert es einfach. Robert Habeck ist so ein Fall, der grüne Wirtschaftsminister sammelt seit Amtsantritt Markus-Söder-Briefe. Fast wöchentlich erhält er Post aus der Staatskanzlei, zum Gas, zur Atomkraft, zur Windkraft, was soll er machen. Aus Söders Sicht ist die Brieffreundschaft nach Berlin ja auch so etwas wie eine politische Überlebensstrategie.

Bei René Mayer aus Syrgenstein in Schwaben liegt die Sache anders. Es sieht so aus, als habe auch er sich nicht wehren können, in seinem Fall allerdings eher gegen frühkindliche Prägung, nicht gegen den bayerischen Ministerpräsidenten. Schon als Kind habe ihn die Müllabfuhr vom Kindergarten abgeholt und nach Hause mitgenommen, im Grundschulalter durfte er dann zum ersten Mal hinten drauf steigen. "Das war der absolute Megatraum", sagte Mayer dem Bayerischen Rundfunk.

Heute arbeitet der Mann bei der Müllabfuhr und erfreut seine Nachbarn mit einer stattlichen Sammlung an Mülltonnen in seinem Garten: Auf etwa tausend Quadratmetern hat er dort laut Recherchen des BR mehr als 4600 Mülltonnen aufgestellt. Gelbe, braune, grüne, blaue, türkise, weiße, orangefarbene Mülltonnen sind zu sehen, große, kleine, mittlere, dicke und sogar eine Mehrkammertonne mit zwei Kammern für verschiedene Abfallsorten, die nur von speziellen Müllfahrzeugen geleert werden kann.

Der Tonnensammler träumt offenbar von einem Museum für Mülltonnen. Die Begeisterung dafür in Syrgenstein ist wohl in etwa so groß wie im Bundeswirtschaftsministerium, wenn wieder Post aus München eintrifft. René Mayer aber denkt noch weiter, sollen ihn andere doch für verrückt halten, er will zu "Wetten, dass...?". Live im Fernsehen, da ist er sicher, könne er jede seine Tonnen allein am Ton beim Zuklappen erkennen. Sollte er das schaffen, werden sie ihm zwar immer noch kein Museum hinstellen. Ein Eintrag ins Goldene Buch von Syrgenstein sollte aber schon drin sein.

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