Regensburg:Bürgerversammlung ohne Bürger

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Wo sind denn nur die Bürger geblieben? Blick aufs Alte Rathaus in Regensburg. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Geisterspiele? Kennt man in Regensburg bislang nur aus dem Fußballstadion. Nun erlebte auch die Stadtpolitik einen Auftritt ohne Publikum - und beendete die Veranstaltung in Rekordzeit.

Glosse von Maximilian Gerl

Geisterspiele, ja, so etwas kennt man in der Oberpfalz natürlich, notgedrungen. Ganz ohne Publikum mussten die Fußballer vom SSV Jahn Regensburg eine Zeitlang auflaufen - so sahen es die Corona-Vorgaben dort wie überall in den deutschen Profi-Ligen vor. Für die Stimmung im Jahnstadion, idyllisch im Süden der Stadt an der Autobahn gelegen, waren die leeren Ränge natürlich eher ungünstig. Aber immerhin hatten die Spieler unten auf dem Platz noch jemanden, dem sie den Ball zupassen konnten. Und sie hatten, falls das misslang, einen Gegner zum Umgrätschen.

Wenn jedoch auch das andere Team nicht zum Mitspielen auftaucht, wird es ein bisserl kompliziert. Und "Doppelpass alleine", befand schon der Fußballdenker Lukas Podolski: "Vergiss es." Auch der Regensburger Stadtspitze kann man eigentlich nur von Herzen wünschen, ihr unseliges Geisterspiel möglichst schnell vergessen zu können.

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Sie hatte am vergangenen Mittwoch zu einer Bürgerversammlung für den Stadtbezirk Westenviertel ins Jahnstadion eingeladen. Anwesend waren ausweislich der Dokumentation durch die Mittelbayerische Zeitung: Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, Bürgermeisterin Astrid Freudenstein, Bürgermeister Ludwig Artinger, drei Stadträte und "einige Ansprechpartner aus der Verwaltung". Nicht anwesend war: der Bürger. Exakt null Gäste waren persönlich erschienen. Und so fand der Austausch vor einer "Geisterkulisse" statt, wie die Mittelbayerische notierte. Das habe es so in Regensburg "noch nie gegeben".

Immerhin: Anders als Fußballer, die sich auch dann bis zum Ende quälen müssen, wenn es gar niemand sieht, konnte die Stadtspitze vorzeitig das Feld verlassen. Die Oberbürgermeisterin trug drei schriftlich eingegangene Anträge vor, damit zumindest die 14 per Stream zugeschalteten Bürger etwas von dem Ganzen hatten. Anschließend ging es nach nur 30 Minuten heim.

Rekordverdächtig für eine Bürgerversammlung; anderswo könnte sich deshalb manch Bürgermeister bald, geschlaucht, gerädert und genervt von stundenlangen Diskussionen, in einem schwachen Moment ins Jahnstadion wünschen. In und für Regensburg dagegen bleibt die Hoffnung, dass es im neuen Jahr mit diesen Geisterspielen nicht wieder von vorne losgeht.

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