Musikalisches Comeback:"Viele Jobs, viele Cops, das ist Bayern, Digga"

Musikalisches Comeback: Was raucht der da bloß? Jakob Herrmann, der Sohn des bayerischen Innenministers, geht eigene Wege.

Was raucht der da bloß? Jakob Herrmann, der Sohn des bayerischen Innenministers, geht eigene Wege.

(Foto: YouTube)

Jaggy Jackpot, der Sohn von Innenminister Joachim Herrmann, rappt wieder. Diesmal ohne Milchgesicht und großen Aufreger. Man könnte sogar eine Ode an den Vater heraushören

Von Andreas Glas

Kehrt ein Musiker nach sieben Jahren Pause zurück, bietet es sich an, den Musiker dahingehend abzuklopfen, ob er sich "treu geblieben" ist oder irgendwie "erwachsener" klingt. In diesem speziellen Fall braucht man nicht lange klopfen. Dass Jaggy Jackpot erwachsener geworden ist, sieht man schon an seinem Schnauzbart. Damals noch entwicklungsfähig, hat sein Bart heute eine respektable Dichte. Auch textlich darf man die strapazierte Floskel weiter strapazieren, dass Jaggy Jackpots Reime erwachsener klingen als früher. Alles in allem wird Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) also nicht allzu erschüttert sein über das neue Musikvideo seines Sohnes. Eher erleichtert.

Es war ja schon ein Aufreger, 2011, als Herrmann junior in seinen Erstlingswerken all das verklärte, was der Senior berufsmäßig bekämpft: Drogen, Zuhälterei, Gewalt. Der milchgesichtige Jakob Herrmann, damals 19, präsentierte sich als "Rap-Gott", der "andere Rapper leidenschaftlich in den Dreck boxt" und informierte darüber, dass er einen "Schwanz wie ein Brett" habe. "Ich will Puppen auf dem Tresen, so wie Spielzeughändler", das war eine der Zuhälterzeilen von damals, oder: "Guck, ich fick mit meiner Gang einfach so, deine Freundin wird gefickt auf dem Klo." Und jetzt, im neuen Musikvideo zu "Bavarian Diego"? Wolle er "zeigen, dass es noch Liebe gibt", rappt Herrmann junior, nicht mehr vor Graffitiwänden, sondern in einer Westernstadtkulisse. Er vergleicht Björn Höcke mit Joseph Goebbels, schwenkt Regenbogenfahne, und haut zwischendurch Zeilen raus, mit denen Herrmann senior einverstanden sein dürfte: "Viele Jobs, viele Cops, das ist Bayern, Digga."

Gut, die Zeile geht noch weiter: "Das heißt, ich halt' das Ott an meinen Eiern, Digga." Frei übersetzt, aber weniger raptauglich: "Weil es bei der bayerischen Polizei so viele Drogenfahnder gibt, muss ich mein Cannabis in meiner Unterhose verstecken." Sicher, man darf das als Kritik an der Drogenpolitik seines Vaters interpretieren. Und natürlich provoziert Jaggy Jackpot, wenn er im neuen Musikvideo eine Zigarette raucht, die verdächtig nach Joint aussieht. Ein bisschen ist sich Jakob Herrmann dann doch treu geblieben. Trotzdem, je länger das Musikvideo läuft, je länger man zuhört, umso mehr fragt man sich, ob das hier wirklich ein Affront gegen den Vater ist. Oder nicht eher eine Liebeserklärung.

Zum Beispiel diese Szene im Video, als Jaggy Jackpot auf die Schwingtüren des Saloons zumarschiert. Im Türrahmen steht der Sheriff, versperrt ihm den Weg und deutet mit seinem Revolver auf das Plakat an der Fassade des Saloons: "Wear Mask", steht darauf geschrieben. Der Sheriff ist ganz in Schwarz gekleidet, und wer weiß, dass Innenminister Herrmann den Spitznamen "Schwarzer Sheriff" trägt, kann gar nicht anders, als die Szene symbolisch zu verstehen. Da fordert also der Vater den Sohn zum Tragen einer Maske auf. Der milchgesichtige Jakob Herrmann hätte wohl rebelliert, der schnauzbärtige Jakob Herrmann spurt und zieht sich seinen Poncho über Mund und Nase. Umsicht und Vorsicht, da ist Jaggy Jackpot ganz auf CSU-Linie. Und damit auf der Linie seines Vaters.

An einer Stelle des Videos zu "Bavarian Diego" würdigt Herrmann junior seinen Vater explizit. Da rappt er: "Hebe gern die Stimme, diese Art hab ich wohl von meinem Papa." Nun, das Tempo, mit dem Herrmann junior seinen Sprechgesang vorträgt, hat ihm ziemlich sicher nicht der Papa in die Wiege gelegt. Und man braucht als politischer Beobachter schon viel Fantasie, um sich den bedächtigen Innenminister mit erhobener Stimme vorzustellen. Aber was weiß der politische Beobachter schon über den Papa Joachim Herrmann? Man sollte die Textzeile also auf ihre Kernbotschaft reduzieren: Der Papa und ich, wir sind uns eigentlich sehr ähnlich.

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