Das Hotel Alte Post in Neuses am Sand, einem Ortsteil von Prichsenstadt im unterfränkischen Landkreis Kitzingen, stellt von sofort an vier Zimmer für Flutopfer aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zur Verfügung. Hotelbesitzer Horst Hensel erklärt die Hintergründe.
SZ: Herr Hensel, wie kamen Sie auf die Idee, kostenlos Hotelzimmer für Flutopfer aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz bereitzustellen?
Horst Hensel: Wir nehmen grundsätzlich jedes Jahr eine bedürftige Familie für eine Woche bei uns auf - daher war das auch in diesem Fall naheliegend. Letzten Freitag hat mich ein Kollege aus der Eifel angerufen und nachgefragt, ob wir Handtücher spenden könnten. Da wir nur Mietwäsche haben, konnten wir das nicht, dafür bieten wir vier Zimmer mit Handtüchern an. Das haben wir ganz spontan entschieden.
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Wie lange können die Betroffenen bei Ihnen unterkommen?
14 Tage und natürlich mit Vollpension. Die Betriebe in den Katastrophengebieten sind bereits ausgelastet und können nicht mehr viel tun. Diese Menschen brauchen sofort Hilfe. Wir wollen ihnen ein Dach über den Kopf und ein Bett zur Verfügung stellen. Sie sollen zur Ruhe kommen, bis sich die Lage zu Hause beruhigt hat.
Ist die Anreise aus den Krisengebieten nicht etwas weit?
Ich glaube, dass ist für die Betroffenen unerheblich. Wenn Familien oder Senioren Sicherheit suchen, dann stehen wir zur Verfügung. Mit dem Auto oder Zug sind wir schon gut zu erreichen. Falls notwendig, holen wir die Leute auch vom Bahnhof in Würzburg ab.
Machen andere süddeutsche Hotels zu wenig in diese Richtung?
Ja, die meisten süddeutschen Hotels sind noch sehr verhalten, was das angeht. Die Kollegen rund um Berchtesgaden und Koblenz sind da schon aktiv, und dort kommen auch Leute unter. Den Rest interessiert das recht wenig - das finde ich ehrlich gesagt nicht ganz so prickelnd. Viele Hotels haben ja genug freie Zimmer. Daher wollen wir mit dieser Aktion auch andere Betriebe aufrütteln, etwas in ihrem Rahmen zu unternehmen.
Geht es Ihrem Betrieb derzeit finanziell so gut, dass Sie Übernachtungen verschenken können?
Nein. Uns geht es finanziell mit Corona überhaupt nicht gut. Das Hauptgeschäft läuft eigentlich über unseren Biergarten, aber das Biergartenwetter lässt noch auf sich warten. Unsere gegenwärtige Situation ist also nicht so berauschend - es gibt aber andere Menschen, denen geht es noch viel schlechter, und da wollen und werden wir helfen.