Süddeutsche Zeitung

Bayern:Polizeihunde im Austrag

Den Freistaat als Dienstherrn zu haben, ist mitunter eine feine Sache. Schließlich wird im Ruhestand üblicherweise gut für einen gesorgt: außer man hat vier Beine.

Glosse von Johann Osel

Also bei "Kommissar Rex" wäre die Lösung des Problems ziemlich einfach: ein Körbchen mit Wurstsemmeln. Der tierische Star der österreichischen Kriminalserie, dessen Fälle in den Neunzigern von Kindern wie Erwachsenen gerade in Bayern andächtig im Fernsehen verfolgt wurden, hatte viele Verdienste - und wenig Bedürfnisse. Der Schäferhund mit Dienstmarke jagte Mörder, enttarnte Kredithaie oder leistete erpressten Opernsängerinnen Beistand, immer zusammen mit den menschlichen Polizeikollegen.

Dass so ein Hund auch Pflege braucht, viel Futter und zuweilen einen Tierarzt, kam in der Serie höchstens am Rande vor. Meist begnügte sich Rex mit seinem Lieblingsimbiss Wurstsemmeln, die er im Zweifel den anderen Kommissaren vom Schreibtisch mopste. Im Fernsehen ist halt alles so einfach.

Anders im echten Leben. Die Kosten für ausgemusterte Polizeihunde liegen in Bayern teils nicht beim Staat, sondern beim Halter. Meist übernehmen Polizisten ihre Mitarbeiter auf vier Beinen, auf deren alte Tage sozusagen. Es gibt zwar einen monatlichen Zuschuss von 75 Euro für die Diensthunde in Rente - Tierarztrechnungen, Versicherungen und Hundesteuer müssen Diensthundeführer aber komplett selbst zahlen. Gerade beim Tierarzt dürfte sich das summieren, so ein Einsatzleben geht wohl auf die Knochen. Selbst wenn man, ohne bayerischen Polizeihunden zu nahe treten zu wollen, nicht täglich Morde aufklärt und Opernsängerinnen rettet. Kurzum: Mit Wurstsemmeln allein ist der Hund nicht glücklich.

Auf das Problem weist nun der FDP-Fraktionsvorsitzende Martin Hagen hin. Er fordert eine Überarbeitung der Regel: "Die Polizeihunde leisten über viele Jahre hinweg einen wertvollen Dienst für die Allgemeinheit. Ich finde: Wenn sie altersbedingt ausgemustert werden, sollte der Staat weiterhin ihre Tierarztkosten übernehmen. Das haben sich die Tiere verdient." Auf den Hund gekommen beziehungsweise die unzureichende Finanzierung ist Hagen durch die Antwort des Innenministeriums auf seine Anfrage. Derzeit sind in Bayerns Polizei etwa 400 Hunde im Einsatz. In der Regel sind sie gute acht Jahre im Dienst. Das Ministerium kündigte an, man prüfe jetzt "die Modalitäten der Tierüberlassung, insbesondere hinsichtlich der anfallenden Kosten".

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Quelle:
SZ vom 20.11.2020/vewo/van
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