Süddeutsche Zeitung

Bayerische Polizei:Kritik an Uniform: Polizisten probieren neue Hose aus

  • Seit drei Jahren gibt es in der bayerischen Landespolizei eine neue, blaue Uniform.
  • Nach Beschwerden über deren Qualität wird nun eine andere Hose getestet und je nach Ergebnis dann auch allen Polizisten zur Verfügung gestellt.
  • Hinter dieser Qualitätsdiskussion steht auch die Frage, ob sich der Freistaat künftig selbst um die Auslieferung der Uniformen an die Polizisten gekümmert. Bislang kommen diese aus Niedersachsen.

Nach Kritik an den Polizeiuniformen in Bayern sollen von Juni an etwa 300 Beamte eine neue Hose ausprobieren. Wenn diese Zuspruch finde, können Polizisten künftig zwischen dem aktuellen und dem neuen Modell wählen, wie das Innenministerium mitteilt. Noch in diesem Jahr werde zudem entschieden, ob Bayerns Polizei bald von einem eigenen Logistikzentrum ausgestattet werde. Bislang liefert das Logistik Zentrum Niedersachsen (LZN) die Uniformen.

Die dunkelblaue Farbe des Hemds sei schon nach wenigen Wäschen ausgebleicht, kritisiert die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG). Noch schlimmer sei aber die Hose: Die Beamten schwitzten darin schnell, der Reißverschluss sei zu kurz für den schnellen Gang zur Toilette und manchmal reiße sogar der Stoff. "Bei Verkehrskontrollen passiert es schon mal, dass die Kollegen plötzlich im Freien dastehen", erzählt Rainer Nachtigall, DPolG-Landesvorsitzender.

Seit die neue dunkelblaue Uniform vor drei Jahren eingeführt wurde, hätten einige Tausend Beamte über mangelnde Qualität geklagt, so die Gewerkschaft. Das bayerische Innenministerium registrierte nach eigenen Angaben bislang jedoch nur etwa 400 Beschwerden - bei rund 27 500 mit der Uniform ausgestatteten Polizisten. "Diese Zahlen zeigen deutlich, dass hier nicht von einem grundsätzlichen Qualitätsproblem gesprochen werden kann", sagt ein Sprecher des Ministeriums.

Tatsächlich hätten sich die Beamten damals selbst für diese Uniform entschieden, räumt der DPolG-Landesvorsitzende ein. Für die nachlassende Qualität gebe es daher nur zwei Erklärungen: "Entweder wird gute Qualität ausgeschrieben, aber das Logistik Zentrum Niedersachsen überprüft die Ware nicht", mutmaßt Nachtigall. "Oder es wird gleich niedrige Qualität ausgeschrieben."

Noch bis Ende 2021 läuft der Vertrag mit dem "Logistik Zentrum Niedersachsen"

Niedersachsen weist die Kritik zurück. "Das Logistik Zentrum Niedersachsen beschafft zu 100 Prozent die durch den Freistaat Bayern vorgegebene Bekleidung", sagt eine Sprecherin des niedersächsischen Innenministeriums. Lediglich 0,3 Prozent der bayerischen Ware würden reklamiert, auch sonst gebe es keine Beschwerden. Das LZN stattet nach eigenen Angaben Polizisten aus sieben Bundesländern aus.

Bayern soll bald nicht mehr dazugehören, zumindest wenn es nach der Polizeigewerkschaft geht. "Das können wir selber", findet Nachtigall. Nur so habe man unmittelbaren Zugriff auf Ausschreibung und Qualitätskontrolle. Bislang habe Bayern "aufgrund der hohen Projektrisiken" auf ein eigenes Zentrum verzichtet, erläutert ein Sprecher des Innenministeriums. Der Vertrag mit Niedersachsen laufe mindestens noch bis Ende 2021.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4757486
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de / dpa/kast
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.