Innere Sicherheit:Gewerkschaft der Kriminalpolizei klagt über Personalmisere in Bayern

Innere Sicherheit: Weil der Hund nach dem Fleischkonsum angefängt zu würgen, meldet der Halter den Fund der Polizei.

Weil der Hund nach dem Fleischkonsum angefängt zu würgen, meldet der Halter den Fund der Polizei.

(Foto: Leonhard Simon)

Im Innenausschuss des Landtags ärgert sich ein Experte über den Zustand der Kriminalpolizei und stellt die Einheitsausbildung in Frage. Dann wird über Krusten diskutiert.

Von Thomas Balbierer

Und plötzlich geht es um Schweinsbraten. Die Sitzung des Innenausschusses im bayerischen Landtag ist am Mittwochmittag weit fortgeschritten, seit zwei Stunden sprechen Experten und Parlamentarier (es sind ausschließlich Männer, die das Wort ergreifen) über die Zukunft der bayerischen Kriminalpolizei. Die habe laut Robert Krieger vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) erhebliche Probleme, ausreichend Nachwuchs zu rekrutieren. Ursächlich für die "Personalmisere" ist in Kriegers Augen die Einheitsausbildung der Polizei. Sie muss jeder Einsteiger durchlaufen, egal ob er später im Streifendienst bei der Schutzpolizei oder als Ermittler bei der Kriminalpolizei arbeiten will. Das schrecke junge Interessenten ab, "weil sie keine Uniform tragen wollen und ihnen der direkte Zugang zur Kriminalpolizei aber verwehrt wird", sagt Krieger.

Als der SPD-Abgeordnete Klaus Adelt die sechs Fachmänner aus Polizeipräsidien, Gewerkschaften und Innenministerium fragt, ob die Polizei "an verkrusteten Strukturen der Ausbildung" festhalte, entgegnet der stellvertretende Ausschussvorsitzende Manfred Ländner (CSU), früher selbst Polizist, dass bewährte Strukturen nicht automatisch verkrustet sein müssen. Amüsiert setzt Ausschusschef Martin Runge (Grüne) zur Ehrenrettung der Kruste an. "Kruste ist ja nicht per se was Schlechtes, wenn ich an einen guten Schweinsbraten denke."

Ist es also eine gute oder schlechte Kruste, die die Polizeiausbildung in Bayern angesetzt hat? Diese Diskussion hat Krieger, stellvertretender Bundesvorsitzende des BDK, mit seiner Stellungnahme angestoßen. Die Kriminalpolizei befinde sich in einer personellen "Schieflage", weil junge Polizistinnen und Polizisten lieber bei der Schutzpolizei bleiben, dem uniformierten Teil der Polizei. Dort seien sie laut Krieger von Anfang an sozialisiert und würden auch finanziell von Zulagen bei der Schichtarbeit profitieren. Dass viele Beamte einen Wechsel zur Kriminalpolizei erst im Alter zwischen 30 und 40 in Erwägung ziehen, sei "eindeutig zu spät", der Altersdurchschnitt mit 44,4 Jahren zu hoch. "Die Kriminalpolizei darf keine Auffangdienststelle für dienstuntaugliche oder nicht mehr schichtfähige Schutzbeamte werden", sagt Krieger. Er wünscht sich eine separate Ausbildung für Kriminaler.

Das bringt ihm mehrfachen Widerspruch ein, zum Beispiel von Guido Limmer, dem Vizepräsidenten des Landeskriminalamts. Es sei falsch, die "Rivalität" durch eine Trennung zu forcieren. Die Zukunft liege "in einem Miteinander". Das sehen auch die anderen Experten so. Christoph Klatt, im Innenministerium zuständig für Personal und Ausbildung bei der Polizei, sagt, dass sich der ganzheitliche Ansatz bewährt habe. "Wir wollen den Generalisten", betont er. Nach mindestens zwei Jahren, in denen Einsteiger "polizeiliche Basisluft geschnuppert" hätten, könnten sie schon wechseln - "gerne auch schnell". Das Ministerium sieht die Kriminalpolizei gut aufgestellt. Das Personal sei zuletzt um 3,8 Prozent gewachsen, die Zahl der Direkteinsteiger, die ohne Umweg zur Kriminalpolizei stoßen, habe sich auf 180 verdoppelt.

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