Süddeutsche Zeitung

Unter Bayern:Die Monarchie zerbröselt

Es ist ein mutiger Schritt von Prinz Andi, König Markus I. den Rücken zu kehren. Doch er war unausweichlich.

Glosse von Roman Deininger

München, 17. Januar. Der bayerische Prinz Andi hat überraschend angekündigt, sich von seinen royalen Pflichten in der christsozialen Monarchie zurückzuziehen. "Nach vielen Monaten des Nachdenkens", erklärte Andi am Freitag auf Instagram, hätten er und seine Freundin Julia beschlossen, "eine fortschrittliche neue Rolle innerhalb dieser Institution zu finden". Das Paar wolle "finanzielle Unabhängigkeit" anstreben und seine Zeit zwischen Bayern und Nordamerika, vermutlich Kanada, aufteilen. Selbstverständlich, so Andi, werde er aber weiterhin seine Pflichten gegenüber König Markus, dem Freistaat und dem Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) erfüllen. Auch seinen offiziellen Titel ("Duke of Niederbayern, Earl of Passau") wolle er behalten.

Das Königshaus respektiert den royalen Rücktritt von Prinz Andi. Nach einem Krisentreffen auf der Nürnberger Kaiserburg teilte König Markus I. mit, dass er den Wunsch Andis "ehrlicherweise schweren Herzens" hinnehme, ihn in seinem "mutigen Schritt" aber "voll und ganz" unterstütze: "Wir verstehen seine Sehnsucht, ein unabhängiges Leben zu führen, auch wenn wir uns gewünscht hätten, dass er unserem Hause als Vollzeitmitglied erhalten geblieben wäre." Auch Angela I., Königin von Preußen, zollte Andi Respekt: "Wir hatten konstruktive Diskussionen über die Zukunft meines Enkels." Noch vor wenigen Jahren hatte der junge, lebenslustige und weltoffene Prinz als Hoffnungsträger der bayerischen Monarchie gegolten. Bald nahm ihn jedoch die als erbarmungslos bekannte preußische Presse ins Visier. Immer wieder hatte Andi zuletzt über den Druck geklagt, den Medien auf ihn ausübten.

Etwas weniger harmonisch scheint sich derweil der Abschied von Altregent Horst zu vollziehen. "Ich lasse mich nicht von einem König entlassen, der nur wegen mir König ist", sagte Horst am Freitag. Der Streit zwischen Horst und seinem Thronfolger Markus hatte am bayerischen Hofe bereits weite Teile der 2010er-Jahre überschattet. Eines sei für ihn unvorstellbar, so Horst: "Die Person, der ich in den Sattel verholfen habe, wirft mich raus." Insider des Königshauses erwarten, dass Horst sich demnächst freiwillig auf seine Ländereien nahe der neuen Bezirkshauptstadt Ingolstadt flüchtet.

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SZ vom 18.01.2020/lfr
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