Süddeutsche Zeitung

Bundesratsinitiative:Staatsregierung will Höchstarbeitszeit kippen

Wegen der fortschreitenden Digitalisierung der Arbeitswelt seien starre Arbeitszeitregelungen nicht mehr zeitgemäß, so die Begründung.

Mit einer Bundesratsinitiative will Bayern die Regelung für die tägliche Höchstarbeitszeit von zehn Stunden lockern. Die Staatsregierung begründet dies mit der fortschreitenden Digitalisierung der Arbeitswelt. "Moderne Kommunikationstechnik bietet zunehmend Freiraum für orts- und zeitunabhängiges Arbeiten und eröffnet Unternehmen und Beschäftigten ein höheres Maß an Flexibilität", hieß es nach der Kabinettssitzung am Montag in München.

Starre Arbeitszeitregelungen, insbesondere die ununterbrochene Ruhezeit von elf Stunden, seien daher nicht mehr zeitgemäß. Viele Beschäftigte wünschten sich, die Arbeit der Familie zuliebe für ein paar Stunden unterbrechen zu können, am Abend die letzten beruflichen Arbeiten zu erledigen und am nächsten Tag wie üblich mit der Arbeit zu starten.

Die Landtags-SPD kritisierte den Vorstoß postwendend. Unter dem Deckmäntelchen einer notwendigen Flexibilisierung von Arbeit im Zeichen der Digitalisierung werde die Axt an den Arbeitnehmerschutz angelegt, sagte die wirtschaftspolitische Sprecherin Annette Karl. Damit solle Arbeitgebern ermöglicht werden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter länger als zehn Stunden am Stück arbeiten zu lassen. Betroffen wären in erster Linie ohnehin schlecht bezahlte, körperlich anstrengende Jobs.

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Quelle:
SZ vom 17.09.2019/dpa/vewo
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