Politik in Bayern:Eine Ampel für den Freistaat?

Leopoldstraße in München, 2019

"Die Ampel ist ein attraktives Modell auch für Bayern", sagte SPD-Chef Florian von Brunn der Passauer Neuen Presse.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

In der Bundeshauptstadt laufen die Koalitionsverhandlungen - und in Bayern träumen Oppositionspolitiker von einem Nachahmer-Effekt.

Eine Glosse von Katja Auer

Spannende Dinge tragen sich gerade zu in Berlin, da verspürt sogar mancher Bayer eine gewisse Sehnsucht. Das ist sonst ja selten, da macht man sich lieber lustig über den Flughafen oder das Chaos am Wahltag. Und ohnehin ist im Freistaat das Bier süffiger, der Kini märchenhafter und die CSU unwegdenkbarer.

Genau dieser Aspekt allerdings wird neuerdings - unerhört! - angezweifelt. Eine Umfrage hat kürzlich sogar eine denkbare Mehrheit im Landtag ohne CSU ermittelt. Und wenn sich jetzt in Berlin SPD, Grüne und FDP zu einer Ampel zusammentun, dann könnte das ja vielleicht auch in Bayern funktionieren?

"Die Ampel ist ein attraktives Modell auch für Bayern", sagte denn schon SPD-Chef Florian von Brunn der Passauer Neuen Presse. Das klingt noch etwas ungewohnt vom Anführer jener Partei, die man jüngst noch näher an der Fünf-Prozent-Hürde sah als an einer Regierungsbeteiligung. Aber auch Grüne und FDP geben sich vertraut, deren Fraktionschefs Katharina Schulze und Martin Hagen gaben der Augsburger Allgemeinen ein Doppelinterview, in dem Hagen ausplauderte, dass Schulze lieber Spezi trinke als Bier. Spitzenstimmung also in der Opposition, die wild entschlossen ist, dort nicht ewig zu verweilen.

Schon drängen sich Bilder auf von Ministerpräsidentin Schulze, wie sie, ganz in lila, beim Patronatstag der Gebirgsschützen die Salutschüsse abnimmt. Und wie Finanzminister Hagen von der FDP in seiner Funktion als Chef der Schlösserverwaltung im Schwanenboot durch Linderhofs Venusgrotte gleitet. Und die Beschlüsse erst. Windräder und Fahrradwege für die Grünen, Ganztagsschulen und Sozialwohnungen für die SPD, die FDP darf Bürokratie abbauen und das Internet beschleunigen. Klingt alles ganz einfach.

Die Idee ist nicht ganz neu, schon einmal träumte sich ein buntes Bündnis in die Regierung. 2013 war das, eine Koalition aus SPD, Grünen und Freien Wählern sollte es werden. Am Ende holten die SPD und ihr Spitzenkandidat Christian Ude nur zwei Prozentpunkte mehr als beim bis dahin historisch schlechtesten Ergebnis von 2008, Grüne und Freie Wähler verloren Stimmen anstatt sich zu verbessern. Und Horst Seehofers CSU holte sich triumphierend die absolute Mehrheit der Mandate zurück. Unwegdenkbar eben. Aber da gab's auch noch keine Ampelkoalition im Bund.

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