Energiekrise an den Universitäten:Frieren für den Master

Energiekrise an den Universitäten: Mit Holzscheit zur Vorlesung? So schlimm wie in der Nachkriegszeit wird es in diesem Jahr nicht werden. Trotzdem machen sich die Unis so ihre Gedanken über den Winter.

Mit Holzscheit zur Vorlesung? So schlimm wie in der Nachkriegszeit wird es in diesem Jahr nicht werden. Trotzdem machen sich die Unis so ihre Gedanken über den Winter.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Nach dem Krieg mussten Studenten in Bayern Brennmaterial zur Vorlesung mitbringen. Im nächsten Winter könnte es an den Unis wieder kalt werden. Ob Kerzen helfen?

Glosse von Sebastian Beck

Beim Gedanken an den nächsten Winter kommt schnell schlechte Stimmung auf. Deshalb wirklich nur ganz kurz und auch nur in der Randspalte: Vielleicht sollte man sich doch vorsichtshalber einen Vorrat an Kerzen zulegen, wenn man bedenkt, dass allein ein kleines Teelicht eine Heizleistung von 40 Watt erbringt. Zehn Teelichter ergeben also zusammen 400 Watt, damit kann man die Temperatur im Wohnzimmer stundenlang über dem Gefrierpunkt halten. Größere Kerzen bringen es sogar auf 100 Watt pro Stück und funktionieren selbst dann noch, wenn es wegen der Heizlüfter schon dreimal die Sicherung rausgehauen hat.

Wenn früher die Alten und die ganz Alten vom Krieg und der Zeit danach erzählten, dann hielt man sich als Kind gerne die Ohren zu, weil die ewigen Geschichten von Not und Elend einem schon auf die Nerven gehen konnten. Speziell die ersten Nachkriegswinter hinterließen lebenslange Spuren bei den Altvorderen. Damals war es jedenfalls nicht nur draußen, sondern auch drinnen überall recht frisch. Wer in München studierte, der musste quasi als Studiengebühr zur Vorlesung ein Stück Koks oder ein Holzscheit mitbringen. Die Kohle zum Einschüren war damals so knapp wie nunmehr das Gas. Wenn die Unis überhaupt beheizt wurden, dann musste anderswo dafür Brennstoff abgezweigt werden. Ministerpräsident Hans Ehard (CSU) drängte dennoch auf die Wiedereröffnung der Münchner Universität. Die Studenten befänden sich in so großer wirtschaftlicher und sozialer Not, dass schnelle Hilfe nötig sei, sagte er.

So schlimm ist die Lage 76 Jahre später nicht, aber es klingt schon alarmierend, wenn die Universität Passau laut dpa mitteilt, dass sie eventuell den Präsenzbetrieb im Wintersemester einstellen müsse - nicht wegen Corona, sondern wegen der drohenden Gasmangellage. Der Krieg in der Ukraine betreffe auch die Universität in Form massiv gestiegener Energiekosten, schrieb die Universitätsleitung an ihre Studenten. "Das Wintersemester 2022/2023 steht vor diesem Hintergrund im Zeichen der Unsicherheit mit Blick auf die Wärme- und Stromversorgung - und damit auch auf die Frage, ob und wie wir einen Präsenzbetrieb werden aufrechterhalten können." Am Mittwoch kam dann ein Dementi des Uni-Präsidenten Ulrich Bartosch: Der Online-Betrieb müsse unbedingt vermieden werden. Wenn schon frieren, dann also gemeinsam im Hörsaal. Fast wie einst nach dem Krieg.

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