Sportler aus Bayern:Ein Fassl Bier für den Olympiasieger

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Der Münchner Gewichtheber Josef Straßberger – hier mit seiner Tochter Frieda – setzte bei seiner Vorbereitung auf Olympia 1928 auf eine Mass Bier und ein Stamperl Cognac zur Leistungssteigerung. (Foto: privat)

Bavaria und Olympia: Schon im Jahr 1900 haben bayerische Athleten bei den Olympischen Spielen Medaillen gewonnen. Die Erfolge reißen bis heute nicht ab. Die meisten Sportler aber ernten keine Medaillen, sondern Enttäuschungen. Und manchmal geht es sogar um Leben und Tod.

Glosse von Hans Kratzer

Olympische Spiele verheißen den Athleten Ruhm und Ehre. Seit den Anfängen von 1896 wohnt deshalb vielen Wettkämpfen eine große Dramatik inne. Andere sind geeignet, das Publikum in Heiterkeit zu versetzen. Gerne erinnern wir uns an den Ruderer Bobby Pearce, der bei den Spielen 1928 in Amsterdam die Goldmedaille gewann. Und das, obwohl er mitten im Wettkampf anhielt, um einer Entenfamilie, die seine Bahn kreuzte, den Vortritt zu lassen.

Anno 1928 betrat auch der Münchner Gewichtheber Josef Straßberger die olympische Bühne. Er setzte auf Stärkungsmittel, die im Wirtshaus erprobt waren. Gerne steigerte er seine Leistung mit einer Mass Bier und einem Stamperl Cognac. Lauter segensreichen Elixiere, die ihm zur Goldmedaille verhalfen.

Als Straßberger 1932 nach Los Angeles reiste, hatte er ein Fassl Bier im Gepäck, das ihm aber gestohlen wurde. Diese Schwächung ließ seinen Traum von einer zweiten Goldmedaille jäh zerplatzen.

Neben Straßberger atmeten viele weitere Athleten aus Bayern olympische Luft. Die ersten Medaillengewinner waren vier Ruderer, die anno 1900 auf der Seine in Paris Bronze holten. Mehr als 600 olympische Medaillen haben bayerische Athleten seitdem eingeheimst, und stets hat ihr Streben offenbart, dass das Leben ein ewiger Kampf ist.

Der Nürnberger Ringer Georg Gerstacker gewann 1912 die Silbermedaille im Federgewicht. Das Männlein wog nur 52 Kilo und verlor das Finale wegen totaler Erschöpfung. Im Vorkampf hatte der Recke stundenlang kämpfen müssen, denn damals war ein Ringkampf erst vorbei, wenn einer der Kontrahenten endlich auf den Schultern lag.

Vielleicht schaute Straßberger anno 1928 beim 100-Meter-Lauf zu, den die Sprinterin Betty Robinson gewann. Später stürzte diese mit einem Flugzeug ab und erlitt schwerste Verletzungen. Weil man sie für tot hielt, landete sie beim Bestatter, wo sie aber noch rechtzeitig zum Leben erwachte. Bei den Spielen 1936 gewann sie dann noch einmal eine Goldmedaille.

Eine solche blieb dem Münchner Weitspringer Sepp Schwarz verwehrt. Vor 53 Jahren sprang er bereits 8,35 Meter weit. Damit hätte er aktuell in Paris die Bronzemedaille gewonnen. 1972 in München schied er im Vorkampf aus. Also bei jenen von einem Attentat überschatteten Spielen, die im Großen wie im Kleinen bezeugten, dass bei Olympia Glanz und Elend eng liiert sind.

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