Pfandtourismus nach Österreich:Kann es sich lohnen, eine leere Bierkiste über die Grenze zu fahren?

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Bares Geld: Mit Flaschenpfand lässt sich seit Neuestem verstärkt Kasse machen – wenn man nach Österreich fährt. (Foto: Amelie Geiger/dpa)

Österreich hat das Flaschenpfand erhöht - und zwar auf sieben Euro pro Bierkasten. Macht also 3,90 Euro Gewinn pro Gebinde im kleinen Grenzverkehr. Theoretisch zumindest.

Kolumne von Maximilian Gerl

Einmal günstig vollmachen: Wer kann, macht das nicht diesseits, sondern jenseits der Grenze. Der Tanktourismus hat sich längst im bayerisch-österreichischen Grenzverkehr etabliert. Wobei der Autoverkehr immer dieselbe Route nimmt, erst geht’s mit leerem Tank nach Österreich zur Zapfsäule, dann mit vollem gen Bayern zurück. Für den Geldbeutel ist das zwar bedingt vergnüglich, auch in Österreich muss man schließlich für Benzin und Diesel bezahlen. Trotzdem stellt sich auf der Heimfahrt gerne das schöne Gefühl ein, gerade richtig gespart zu haben.

Neu ist, dass sich das gleiche Gefühl beim Bier einstellen kann. Denn seit Kurzem wird eine weitere Variante des Grenzverkehrs beobachtet: der Pfandtourismus. Österreich hat nämlich das Mehrwegflaschenpfand erhöht. Seitdem kann man in Bayern einen Kasten Bier gegen ein Pfand von 3,10 Euro kaufen und in Österreich für sieben Euro zurückbringen. Das macht theoretisch einen Gewinn von 3,90 Euro pro Kasten (ohne Berücksichtigung etwaiger Zusatzkosten durch längere Wege). Bei entsprechendem Durst kann da was zusammenkommen. Wer etwa zufällig einen Bierlaster mit einer Ladekapazität von 1500 Kisten besitzt, darf „5850 Euro Reingewinn steuerfrei“ erwarten, melden die Mathematiker bei der Bild-Zeitung. Nicht vergessen: auf dem Rückweg noch schnell tanken!

In der Praxis kann man sich freilich schon mal verrechnen. Angeblich sollen ganz Findige versucht haben, 50 Kisten auf einmal in Österreich abzuladen. Nur spielte der dortige Getränkemarkt nicht mit, weil eine Lieferung in diesem Umfang die haushaltsübliche Abgabemenge übersteige. Die Zeche zahlen im Zweifel aber eh andere: jene bayerischen Brauereien, die ihre Biere beiderseits der Grenze anbieten. Gehen die Flaschen drüben zurück, bleiben sie hüben auf der Differenz von 3,90 Euro sitzen. Und das Leergut, das sie mit frischem Bier füllen könnten, sind sie auch noch los. Na Prost!

Für Bayern bleibt da eigentlich nur: nachziehen. Tatsächlich gibt es schon länger Diskussionen ums Flaschenpfand, vor allem kleinere Brauereien sprechen sich für eine Erhöhung aus. Bis dahin fließt der Autoverkehr im Grenzgebiet weiter wie gewohnt. Nur die Sache mit dem Vollmachen kehrt sich um: voll in Bayern, leer in Österreich.

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