Bayern unzufrieden mit ÖPNV :„Bus und Bahn haben im Freistaat immer noch einen untergeordneten Stellenwert“

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Für 15 Prozent der Bayern hat sich der Fahrplantakt von Bahnen und Bussen laut Umfrage sogar verschlechtert. (Foto: Stephan Rumpf)

Mies angebunden, zu wenig Abfahrten, schlechter Takt: Mehr als ein Drittel der Bayern ist unzufrieden mit Ausbau von Bus und Bahn. Der Eindruck ist nicht subjektiv. Laut „Mobilitätsbarometer 2024“ rangiert der Freistaat beim ÖPNV auf einem der hinteren Ränge. Naturschützer regen sich noch aus anderen Gründen auf.

Von Christian Sebald

Mehr als ein Drittel der Bayern ist unzufrieden mit dem ÖPNV-Angebot an ihrem Wohnort. Das zeigt das Mobilitätsbarometer 2024 der Allianz pro Schiene, des Bundes Naturschutz in Deutschland (BUND) und des Deutschen Verkehrssicherheitsrats. Nach dem Barometer fühlen sich 38 Prozent der Bayern an ihrem Wohnort nicht gut angebunden an Bus und Bahn. 41 Prozent sind unzufrieden mit der Anzahl der Abfahrten an der nächstgelegenen Haltestelle. Für 68 Prozent hat sich demnach der angebotene Fahrplantakt in den vergangenen fünf Jahren nicht verändert, für 15 Prozent hat er sich sogar verschlechtert.

Grundlage des Mobilitätsbarometers ist eine repräsentative Umfrage des Forschungsinstituts Kantar im Auftrag der drei Organisationen. Im Ranking der Bundesländer belegt Bayern demnach beim ÖPNV einen der hinteren Plätze.

Vom Bund Naturschutz in Bayern (BN) kommt scharfe Kritik. „Bus und Bahn haben im Freistaat immer noch einen untergeordneten Stellenwert“, sagt BN-Chef Richard Mergner. „Das zeigt sich auch daran, dass Ministerpräsident Markus Söder kürzlich das überaus erfolgreiche Deutschlandticket infrage gestellt hat.“ Statt auf Busse und Bahnen setze die Staatsregierung nach wie vor auf „überflüssigen und naturzerstörerischen Straßenbau“. Noch mehr Straßen seien aber keine Lösung für die Verkehrsprobleme und gingen an den Bedürfnissen der Menschen vorbei, die auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen seien. Außerdem werde der Freistaat sein Ziel „meilenweit verfehlen“, bis 2030 die Fahrgastzahlen im ÖPNV zu verdoppeln und den CO₂-Ausstoß im Verkehr um drei Millionen Tonnen zu verringern, wenn er seine bisherige Politik fortsetzt.

Auch was die Sicherheit für Radler und Fußgänger anbelangt, stellen die Bayern dem Freistaat laut der Umfrage ein eher mäßiges Zeugnis aus. Nur 51 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen an ihrem Wohnort ausreichend sichere Radwege zur Verfügung stehen. 18 Prozent erklärten, dass sie heute unsicherer auf dem Rad unterwegs seien als vor fünf Jahren. Das ist der gleiche Wert wie bei den befragten Fußgängern. Bei zwei Dritteln der Fußgänger und 55 Prozent der Fahrradfahrer hat sich das Sicherheitsgefühl nicht verändert. „Die Menschen in Bayern haben ein Recht auf sichere Geh- und Radwege“, sagt BN-Chef Mergner zu den Ergebnissen. Vor allem bei der Infrastruktur für die Fahrradfahrer müsse dringend nachgesteuert werden.

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