Süddeutsche Zeitung

Außengastronomie:"Du glaubst es nicht, ich sitze im Biergarten!"

Nach einem halben Jahr Corona-Pause öffnen die ersten Biergärten wieder. Gäste und Wirte schwelgen dabei trotz aller Unsicherheiten in Glücksgefühlen.

Von Katja Auer, Sebastian Beck und Lea Weinmann

Ob sich das lohnt, den Biergarten nur für einen Tag zu öffnen? Harry Bott, der Wirt des Seerestaurants Alpenblick in Uffing, schüttelt den Kopf: Das sei ihm ziemlich egal, sagt er. "Wichtig ist, dass wieder Normalität beginnt." Man brauche sich ja nur die Leute anzusehen, die seien alle gut drauf.

In 14 bayerischen Städten und Landkreisen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 haben am Montag die ersten Biergärten und Wirtshäuser nach einem halben Jahr Corona-Pause geöffnet. Tatsächlich schwelgen der Wirt und seine Gäste am Staffelseeufer an diesem Montag in Glücksgefühlen: "Du glaubst es nicht", ruft ein Mann ins Handy, "ich sitze im Biergarten!" Von Normalität ist der erste Öffnungstag aber noch weit entfernt. Am Eingang bekommen alle einen Platz zugeteilt, die Adressdaten werden notiert. Dann aber dürfen sich die Ausflügler ungestört ihrem Bier widmen, wobei Wirt Harry schon mal die optimistische Prognose ausgibt: "In drei Wochen ist alles sowieso vorbei!"

"Na ja, lohnen", sagt Matz Reichardt, verantwortlich für das Marketing im Restaurant Eckerts, malerisch gelegen im Bamberger Mühlenviertel. Andere Lokale in der Stadt bleiben geschlossen, solange das Wetter nicht stabiler ist. Zu unsicher. Nicht so das Eckerts. Für die Mitarbeiter lohne es sich, dass sie nach einem halben Jahr Zwangspause endlich wieder arbeiten dürften, sagt Reichardt. Um 10 Uhr morgens öffnete das Lokal am Montag seine beiden Terrassen, 20 Minuten vorher standen die ersten Gäste vor der Tür. Erst am Freitag sei endgültig festgestanden, dass das Eckerts wieder öffnet, sagt Reichardt, das Wochenende ging für Vorbereitungen drauf. Und die Speisekarte war dann am Sonntagabend fertig. Spargel natürlich, Frühstück, ein paar feine Desserts. Nicht so umfangreich wie sonst, irgendwo müssen sich die Umstände bemerkbar machen. Aber alles besser als nichts.

"Freilich freuen wir uns, wir sind glücklich, dass es geht", sagt Uwe Gläßl vom Wirtshaus zur Stieglmühle in Waldershof im Landkreis Tirschenreuth. Im einstigen Hotspot ist die Sieben-Tage-Inzidenz zuletzt sogar unter 50 gesunken. Im Hintergrund klappern Teller und Gläser, normalerweise hat das Wirtshaus montags Ruhetag, aber was ist in dieser Pandemie schon normal. Samstags hätten sie auf Facebook die Öffnung bekanntgegeben, am Sonntagabend waren alle Außensitzplätze reserviert, sagt Gläßl.

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SZ vom 11.05.2021 / bas, kaa, lwei/van/syn
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