Kolumne: Unter Bayern:Türkisch einkaufen in der Oberpfalz

Mobile Verkäufer sorgen nicht nur in Istanbuls Straßen für besonderen Flair - nun auch in der Oberpfalz.

Mobile Verkäufer sorgen nicht nur in Istanbuls Straßen für besonderen Flair - nun auch in der Oberpfalz.

(Foto: dpa)

Fliegende Händler ziehen neuerdings übers Land. Das erinnert an Istanbul und laue Frühlingstage am Bosporus

Von Deniz Aykanat

Ostern ist normalerweise eine gute Zeit, um in die Türkei zu reisen. Es ist dort dann schon so warm, dass man den ganzen Tag und die halbe Nacht draußen verbringen kann, zum Beispiel auf einer Dachterrasse in Istanbul, während man den Bosporus-Fähren hinterherschaut und am Tee nippt. Es ist dann noch lange nicht so heiß, dass einem schon frühmorgens der Schweiß in kleinen Bächen den Körper herunterrinnt. Und so voll wie zur Hochsaison in Prä-Corona-Zeiten an einem Mittelmeerstrand ist es schon gleich gar nicht.

Ach Fernweh! Bleibt wohl nur die Hoffnung auf eine Türkei im Herbst, die ist ähnlich schön wie im Frühling. Oder aber man hat das Glück, dass diese elendige Pandemie wenigstens ab und zu auch Gutes hervorbringt. Indem sie zum Beispiel ein paar Gepflogenheiten, die man inzwischen vielleicht nur noch aus der Türkei kennt, offenbar auch in der Oberpfalz wieder aufleben lässt: fahrende Händler!

Ein kleiner Ort bei Regensburg, kein Bäcker, kein Metzger, nur eine riesige Kirche. Doch seit Kurzem hört man hier an mehreren Tagen in der Woche nicht nur das Läuten der Kirchturmglocken, sondern dazu auch das von Kuhglocken. Es tönt aber nicht von einer Weide herüber, sondern aus dem Fenster eines Kleinlasters. Die Bäckerinnen halten zwischen Hausnummer acht und zehn, heißt es auf einem Zettel, der im Briefkasten lag. Die Straße runter gibt es jetzt alle paar Tage frische Semmeln, Brot, Brezen. Und als wäre das nicht schon super genug, bimmelt eines Tages sogar ein Eiswagen am Vorgarten vorbei. Mal sehen, was noch kommt.

In der Türkei ist das, was hierzulande weitgehend ausgestorben ist, noch gang und gäbe, zumal in Großstädten. Vom Gemüselaster und Brotverkäufer bis zu den Händlern mit den Gasflaschen und Wassertanks ist den ganzen Tag ein ziemlicher Durchlauf in türkischen Straßen zu beobachten. Üblich ist es vielerorts zudem, mit einem Körbchen einzukaufen, das an einem Seil aus dem Fenster herabgelassen wird. Das kontaktlose Einkaufen wurde quasi in türkischen Straßen erfunden. Wenn wir vielleicht bald in bayerischen Dörfern die Brezen in türkischen Körbchen am Seil einkaufen, dann brauchen wir eigentlich gar nicht mehr verreisen.

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