Wer ein Baudenkmal saniert, muss mit Überraschungen rechnen – manchmal sogar damit, dass der FC Bayern nicht Deutscher Meister wird. Als solcher hätte er die kommende Bundesligasaison mit einem Freitagabendspiel am 23. August eröffnet, und am Tag darauf hätte Manuel Neuer Zeit gehabt, sein neues Berggasthaus im Forsthaus Valepp im Mangfallgebirge zu eröffnen. So aber muss Neuer wohl am Samstag spielen, weshalb der Auflauf der Ehrengäste zur feierlichen Eröffnung des Forsthauses erst am 25. August folgen soll. Der Biergartenbetrieb für all die Ausflügler, Radler und Bergwanderer in der Valepp, einem abgelegenen Tal kurz vor der Grenze zu Tirol, könnte schon Anfang August beginnen. Bis dahin ist noch viel zu tun. Aber das, was in Forsthaus Valepp seit zwei Jahren geschehen ist, stimmt alle Beteiligten zuversichtlich.
Eine der Gaststuben haben Neuer und sein Geschäftspartner Johannes Rabl schon fertig einrichten lassen. Der Holzboden lag früher zwei Stockwerke weiter oben und wurde inzwischen viermal eingeölt, damit er so schnell nicht wieder in einen Zustand gerät wie vor der Sanierung. Denn der einst so beliebte Berggasthof ist seit 2014 geschlossen, das 1841 erbaute königlich bayerische Forsthaus verfiel zusehends, und die Arbeiter der Staatsforsten hatten das Inventar auch nicht mit allergrößter denkmalpflegerischer Sensibilität ins Trockene gebracht.
Die Staatsforsten hatten lange vergeblich nach einem neuen Pächter gesucht und das Forsthaus dann auf 99 Jahre in Erbbaurecht ausgeschrieben. Dass das bröckelnde Denkmal damit praktisch privatisiert werden sollte, hatte zunächst große Bedenken beim Verein zum Schutz der Bergwelt, der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal und dem Landesverein für Heimatpflege ausgelöst. Sie hatten eine Petition an den Landtag gerichtet – zumal schnell die Namen Neuer und Rabl kursierten und die Kritiker befürchteten, der Torwart und der Nobelgastronom würden das Forsthaus zur nächsten Eventlocation für ein geldiges Promi-Publikum nach Tegernseer Vorbild machen.
Diese Bedenken haben die Investoren nach intensiven Verhandlungen mit dem Haushaltsausschuss des Landtags zerstreut. Schließlich verzichteten sie sogar ganz auf den ohnehin sehr eingeschränkten Winterbetrieb, den ihnen der Vertrag mit dem Freistaat erlaubt hätte. Im Sommer soll es hier aber Platz für alle und Angebote für jeden Geldbeutel geben, das haben Neuer und Rabl stets beteuert. Zumindest auf ihrer Seite spielt Geld vorerst offenbar nicht die Hauptrolle. Denn Architekt Paul Schwarzenberger und die Handwerker dürfen nicht nur das Nötigste tun, sondern alles, was nötig ist. Die Kosten dürften laut Rabl am Ende wohl bei mehr als sechs Millionen Euro liegen. Dafür zeichnet sich ein Ergebnis ab, das Rabl „wertig“ nennt, was nicht nur „der Anspruch vom Manu“ sei, sondern auch ihm selbst „enorm wichtig“.
So scheint die Sanierung bisher ohne gestalterisches Gejodel und auswärtiges Altholz auszukommen. Was alt aussieht, ist original – und das Neue zeigt sich als neu und versteckt sich nicht. Zugleich ordnet es sich unter, so wie der neue Anbau für die Küche samt Selbstbedienungstheke und dem auch für private Feiern nutzbaren Raum im ersten Stock. Für Übernachtungsgäste wird es im Forsthaus zwölf Zimmer mit insgesamt 28 Betten geben.
Rabl hat nach eigenen Worten selbst erst erkennen müssen, dass das Forsthaus einst keine Berghütte war, sondern ein repräsentatives Gebäude für königliche Verwalter und bessere Herrschaften. Nun waren dort auf Einladung des Miesbacher Kreisbaumeisters Christian Boiger die örtliche Stimmkreisabgeordnete und Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) und deren Parteifreund Robert Brannekämper als Vorsitzender des Landesdenkmalrats zu Gast und zeigten sich sehr angetan.
Boiger schwebt vor, das Forsthaus mit dem deutlich älteren Klausenhaus und der Kapelle Maria Hilf sowie der etwas oberhalb gelegenen Ochsenalm nicht nur einzeln, sondern auch zusammen als Ensemble unter Schutz stellen zu lassen. Im Klausenhaus wollen Neuer und Rabl irgendwann Gästeappartements einrichten, so wie im kleinen Jägerhäusl am Forsthaus. Bis zu dessen Wiedereröffnung im August sollen noch etliche Bäume gefällt werden und so den alten Blick auf die Klause freigeben, in der die Holzarbeiter einst die Stämme sammelten, ehe sie sie über den Wasserfall der Valepp Richtung Inn treiben ließen.