Boden-, Licht- und Flugfensterfallen für Insekten, Sporensammler für Pilze, Hochboxen für Vogelstimmen, Fotofallen für Wölfe, Luchse, aber auch Rehe, Hirsche und andere Wildtiere: Das sind nur einige Gerätschaften, mit denen Jörg Müller, Vizechef des Nationalparks Bayerischer Wald, und sein Team in den nächsten acht Jahren das gesamte Spektrum der Artenvielfalt in dem Schutzgebiet und weit darüber hinaus erfassen wollen. Das Projekt trägt den Kurznamen "Beta-For", die Forscher wollen in seinem Rahmen herausbekommen, wie bedeutend es für die Natur ist, wenn in Wäldern auf kleiner Fläche ganz unterschiedliche Landschafts- und Lebensraumtypen vorhanden sind, zum Beispiel mächtige alte Wälder, lichte Bestände mit vielen abgestorbenen Bäumen und und kräftige Jungwälder.
"Nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in den Wäldern sind heute viele Flächen homogen und eintönig", sagt Müller, der auch an der Uni Würzburg lehrt. Er spricht von einem "artenarmen Einheitsbrei". Zu den Ausnahmen zählten Nationalparks wie der im Bayerischen Wald. Hier veränderten Windwürfe, der Borkenkäfer und andere natürliche Störungen die Landschaften und hätten großen Einfluss auf die Artenvielfalt. Diese Prozesse wollen Müller und sein Team nun systematisch erforschen - und zwar nicht nur im Nationalpark selbst, sondern auch andernorts im Bayerischen Wald, aber auch im Nationalpark Hunsrück, in Franken und in Lübeck. "Beta-For" ist die erste systematische Feldstudie dazu in dieser Größenordnung. Ihre Kosten betragen acht Millionen Euro. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat jetzt eine Finanzierungszusage für vier Millionen Euro gegeben.