"Natur. Genuss. Berg": So nennt die Investorfamilie Hagenauer ihr neues Tourismuskonzept für den Grünten. Der 1738 Meter hohe Bergrücken bei Burgberg liegt so exponiert am Nordrand der Allgäuer Berge, dass er gerne "Wächter des Allgäus" genannt wird. Der Grünten ist traditionell Ziel von Ausflüglern und Wanderern und im Winter von Skifahrern. Jetzt sollen die Anlagen am Grünten massiv ausgebaut werden.
So sollen eine neue Gondelbahn samt Parkhaus an der Talstation und ein neuer Weg auf den Berg entstehen, der im Winter als Rodelbahn genutzt wird. An der Bergstation der Gondelbahn sind zwei große Gastronomien geplant. Und für den Winterbetrieb soll eine Beschneiungsanlage samt Speicherbecken für das Wasser für den Kunstschnee errichtet werden. Der Deutsche Alpenverein (DAV) übt viel Kritik an den Plänen. Aber bis auf die Beschneiungsanlage lehnt er sie nicht kategorisch ab.
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"Grundsätzlich ist gegen eine Förderung des Tourismus am Grünten nichts einzuwenden", sagt Steffen Reich, der beim DAV das Ressort Naturschutz leitet. "Aber mit den vorliegenden Ausbauplänen sind noch zu große Eingriffe in die Natur und die Landschaft verbunden." Ein zentraler Kritikpunkt des DAV sind die Neubauten im Landschaftsschutzgebiet.
"Für uns ist schwer vorstellbar, warum für die Pläne nicht bereits bebaute Flächen benutzt werden können", sagt Reich. "Für die Gondelbahn soll eine neue Trasse angelegt werden, auch der Parkplatz, ein Parkhaus und die Talstation der Bahn sind an einem neuen Standort geplant." Das bedeute unnötige Rodungen und Flächenversiegelung - und das in einem Landschaftsschutzgebiet.
Außerdem vermisst der DAV ein Lenkungssystem für die vielen Besucher und Gäste, die sommers wie winters zum Grünten kommen sollen. Schon heute ist der Berg stark frequentiert, künftig sollen dort noch mehr Menschen unterwegs sein. Aus Sicht des DAV braucht es deshalb ein Konzept für ein möglichst konfliktfreies Miteinander von Mountainbikern, Wanderern, Kletterern sowie - im Winter - Skitouren- und Schneeschuhgehern.
Zugleich fordert der DAV eine bessere Anbindung des Grünten an den öffentlichen Nahverkehr - etwa durch Shuttle-Dienste von und zum Bahnhof in Immenstadt. "Immer mehr Parkplätze sind nicht die Lösung", sagt Reich. "In Zeiten des Klimawandels brauchen wir Optionen für eine klimafreundliche Anreise." Der Klimawandel ist auch der Grund, warum der DAV die geplanten Beschneiungsanlagen ablehnt. Zumal der Grünten wegen seiner exponierten Lage schon seit geraumer Zeit Wärmeeinbrüchen besonders stark ausgesetzt ist, die den Schnee am Berg schnell dahinschmelzen lassen.