Mut kann man nicht kaufen. Der kommt von innen. Den hat man. Oder man hat ihn nicht. Wobei Letzteres nicht so bleiben muss. Denn Mut kann man entwickeln, erlernen, trainieren, sagen Experten. Ein Ansatzpunkt: Mutproben.
Wem es von jeher an Wagemut und Furchtlosigkeit mangelt, der kann das in Alltagssituationen einüben. Scheiß da nix, dann feid da nix, wie man in Bayern sagt. Wenn so mancher Internet-Ratgeber dazu ermutigt, im Restaurant ganz verwegen auf einen bestimmten Tisch zu bestehen oder der Kellnerin – ohne mit der Wimper zu zucken – zu sagen, dass das Essen nicht schmeckt, dann ist das sicher noch nicht der Griff ins oberste Mutproben-Regal. Aber es ist ein Anfang, ist ja alles noch ausbaufähig.
Mutproben gibt es in diversen Schwierigkeits-, Alters- und Qualitätsstufen. Und für alle Lebenslagen. Würmer essen. Vom Zehn-Meter-Turm springen, ohne Trachtenjanker zur CSU-Ortsversammlung erscheinen. Es gibt Mutproben für Kinder, für Frauen, für Männer, für Dschungelcamper, für Partys, für Hochzeiten – wobei manche sich fragen, ob eine Hochzeit an sich nicht schon Mutprobe genug ist. Wie auch immer. Was Mut ist, liegt ohnehin im Auge des Betrachters.
So mag etwa die Aktion jenes 65-jährigen Manns, der kürzlich im Landkreis Deggendorf mit dem Fahrrad auf der Autobahn unterwegs war, nach außen wie eine Mutprobe im Highend-Bereich gewirkt haben. Letztlich war sie aber nur lebensgefährlich und der Kategorie „Unwissenheit“ zuzuordnen. Laut Polizei gab der Mann tatsächlich an, nicht gewusst zu haben, dass man mit dem Radl auf der Autobahn nichts verloren hat.
Explizit als „Mutprobe“ deklariert hat dagegen dieser Tage ein 49-Jähriger seine Nacktwanderung durch Rosenheim. Der unbekleidete Mann wurde zu später Stunde von der Polizei aufgegriffen und teilte mit, von seinen nicht mehr auffindbaren Freunden abgesetzt worden zu sein, um so, wie Gott ihn schuf, durch die Gegend zu laufen. Wie gesagt: Mut kann man nicht kaufen. Gute Freunde auch nicht.

