Als die Models Mokka Spectrum und Patrick Süring am Dienstag in den Vorführraum der Deutschen Meisterschule für Mode in München schwebten, ging ein Raunen durch die Reihen der Gäste. Die Kleidung, die sie präsentierten, war so extravagant geschneidert, dass man neugierig wurde. Wovon hatten sich die Absolventen der Fachschule für Schnitt und Entwurf da inspirieren lassen? Süring trug zum Beispiel ein Gewand, das halb Anzug und halb Brautkleid war und irgendwie an den barocken Pomp erinnerte, der gerade Bayern so sehr geprägt hat.
Tatsächlich hatte die Präsentation viel mit dem Zeitalter des Barocks zu tun, das zurzeit in der aktuellen Landesausstellung im Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg beleuchtet wird. Die mit Tüll drapierten Oberteile und die wallenden Kleider, die von den Designerinnen und Designern der Modeschule geschaffen wurden, stehen eng mit der Ausstellung in Verbindung.

Bei zwei Modenschauen im Rahmen der Regensburger Nacht der Mode sollen die Kreationen am kommenden Samstag gezeigt werden. Für das Ereignis wird extra ein Laufsteg aus dem Museum heraus auf den Donaumarkt aufgebaut.
Für die scheidende Schulleiterin Irene Schoppmeier stand es trotz des Zeitdrucks am Ende des Schuljahres nicht in Frage, dieses Projekt zu unterstützen. "So eine Gelegenheit zur Präsentation bekommen wir selten."
Wie die Landesausstellung, die erstmals von Bayern und Tschechien gemeinsam veranstaltet wird, belegt, wird der Barock in beiden Ländern ganz unterschiedlich bewertet. Während die Tschechen jene Zeit mit einer fatalen Niederlage verbinden, habe er in Bayern ein großes Aufblühen ausgelöst, sagte Richard Loibl, der Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte. Als früherer Leiter des Textilmuseums in Augsburg pflegt er seit Langem Kontakte zur Modeschule, woraus die Idee entstand, "gerade bei diesem Thema mal etwas ganz Besonderes zu machen". Etwaige Bedenken wegen eines Laufstegs nahe der Donau dämpfte er sofort: "Keine Angst, keiner wird ins Wasser fallen."

Im Großen und Ganzen gehe es bei dem Projekt darum, barocke Mode in zeitgemäßer Interpretation zu zeigen, sagte Irene Schoppmeier. Der Grundgedanke des Barocks sei zum einen die Opulenz, die in den Kleidern zum Ausdruck kommen soll, zum anderen aber auch der damals omnipräsente Tod, das Memento mori, das zum Beispiel auf einem an die Heavy-Metal-Szene erinnernden T-Shirt eindrucksvoll dargestellt ist. Die Farbgebung hat man sich aus barocken Kunstwerken abgeschaut, das Blau eines Kleids ist angelehnt an Gemälde, die Tiepolo in der Würzburger Residenz umgesetzt hat.
"Wir wollen nicht nur die Mode feiern, sondern das Thema Barock in die Ausdruckssprache der Mode einbetten", fasste Roland Müller-Neumeister, Künstlerischer Leiter Mode, die Zielsetzung der Schau zusammen.
Nacht der Mode am Donaumarkt in Regensburg, Samstag, 5. August. Barocke Fashion-Show um 17 Uhr und um 21 Uhr (bei schlechtem Wetter im Foyer des Museums). Im Museum am Samstag freier Eintritt.