Landkreis Main-Spessart:"Großes Drama" im Christbaumdorf

Landkreis Main-Spessart: Um den Anbau von Weihnachtsbäumen im "Christbaumdorf" Mittelsinn hat es Ärger gegeben - der jetzt mithilfe des Petitionsausschusses des Landtags beigelegt werden könnte.

Um den Anbau von Weihnachtsbäumen im "Christbaumdorf" Mittelsinn hat es Ärger gegeben - der jetzt mithilfe des Petitionsausschusses des Landtags beigelegt werden könnte.

(Foto: Leonhard Simon)

Seit Jahren liegt der Mittelsinner Weihnachtsbaum-Anbauer Uwe Klug im Clinch mit dem Landratsamt. Die Behörde möchte nicht, dass Klug auf einem Teil seines Grunds Christbäume anbaut. Jetzt hat sich der Landtag der Sache angenommen.

Von Patrick Wehner

Gestern war die erste Nacht seit Jahren, erzählt Uwe Klug am Telefon, in der er wieder beruhigt durchschlafen konnte. Der 50-jährige Weihnachtsbaum-Anbauer klingt dabei beschwingt. Dass Klug so gut drauf ist, hat einen Grund. Der Landwirtschaftsausschuss im Landtag hat sich gerade um die Petition gekümmert, die Klug eingereicht hatte. Die Politiker unterstützten nun einstimmig und parteiübergreifend seinen Wunsch, den Christbaum-Anbau in bisherigem Umfang weiterführen zu können. Diesen nämlich sah Klug- nach 50 Jahren des Christbaum-Anbaus in seiner Familie - existentiell gefährdet. "Ein einziges Drama war das", sagt er. Was ist da los in Mittelsinn?

Traditionell werden in dem unterfränkischen 800-Einwohner-Ort von rund 30 Christbaumproduzenten Weihnachtsbäume angebaut. Doch seit ein paar Jahren gibt es Ärger um Ausgleichsflächen für diese Pflanzen. Denn der rund 20 Jahre alte Landschaftsplan der Gemeinde sieht vor, dass gewisse Flächen frei von den Bäumen bleiben sollen. Und ungefähr zehn Prozent von Klugs Fichten-und Tannen-Armada liegen nun mal auf so einer Fläche. Lange hat sich niemand daran gestört, doch die Lage spitzte sich immer weiter zu.

Klug und weitere betroffene Landwirte hatten zusammen mit der Gemeinde zwar zunächst eine vermeintliche Lösung gefunden - ihre Christbaum-Flächen sollten nachträglich genehmigt werden, dafür hätten die Landwirte Ausgleichsflächen rausgerückt, die man stilllegen wollte. Gemeinde und Christbaum-Produzenten wären damit zufrieden gewesen. Und man hätte so womöglich auch eine teure Änderung des Landschaftsplans vermeiden können.

Doch sie hatten die Rechnung ohne das zuständige Landratsamt Main-Spessart gemacht. Dessen Untere Naturschutzbehörde fand die Lösung nicht besonders gelungen, weil die Ausgleichsflächen nicht zusammenhingen. Der Kompromiss wurde abgelehnt. Auch das ebenfalls zuständige Amt für Landwirtschaft verweigerte eine Erlaubnis. Für Klug ein besonders großes Ärgernis. Erst vor wenigen Jahren habe er mit Genehmigung der Behörden eine teure Beregnungsanlage für seine Bäume installiert - die sich nicht lohnt, wenn er zehn Prozent seiner Flächen nicht mehr für den Anbau nutzen darf.

Bei Weihnachtsbäumen gehen die Meinungen auch abseits rechtlicher Bedenken oft weit auseinander, nicht nur in Unterfranken. Die Nachfrage nach ihnen ist einerseits seit Jahren konstant hoch. Sehr beliebt sind dabei Bäume, die nicht erst tausende Kilometer mit dem Lkw transportiert werden müssen, sondern aus der Region stammen. Andererseits kritisieren Naturschützer den Einsatz von Spritz- und Düngemitteln bei konventionellen Weihnachtsbäumen. Zusätzlich müssen sie bei immer trockeneren Sommern aufwändig bewässert werden. So wie bei Klug, dem trotz seiner Beregnungsanlage dieses Jahr 95 Prozent der neu gepflanzten Laub- und Nadelbäume eingegangen sind.

Klug reichte jedenfalls 2020 beim Verwaltungsgericht Klage ein. Das Verfahren ruht aber, weil die Gemeinde als Reaktion darauf doch noch die nachträgliche Änderung des Landschaftsplans eingeleitet hat, um den Weg für die Bäume irgendwie freizumachen. Seitdem liegt diese Änderung beim zuständigen Landratsamt, das sie genehmigen müsste. Aber das bis heute nicht macht. Der Landwirtschaftsausschuss des Landtags hat nun klargestellt, dass das Vorgehen des Landratsamts auf Basis des bestehenden Landschaftsplans zwar rechtlich in Ordnung ist. Jedoch angemahnt, dass eine Änderung dieses Plans doch im Interesse aller Beteiligten möglich sein müsse. Aus dem Landratsamt selber hieß es am Donnerstag, dass man die Einberufung eines Runden Tischs begrüße. Man gehe nun davon aus, dass Lösungen für eine Änderung des gemeindlichen Landschaftsplans gefunden werden können.

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