HochschulenDas Essen an Bayerns Unis wird immer vegetarischer

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So stellt sich das der Landesstudierendenrat vor: grüner, veganer und zum selbst zusammenstellen. Zum Beispiel an der Salatbar.
So stellt sich das der Landesstudierendenrat vor: grüner, veganer und zum selbst zusammenstellen. Zum Beispiel an der Salatbar. (Foto: Florian Peljak)

Der Landesstudierendenrat will die Mensen nachhaltiger, veganer und sozial gerechter machen. Der Wandel ist längst im Gang.

Von Klaus Kloiber

Kaum eine WG-Party kommt ohne die leidige Diskussion um das Essen in der Mensa aus. Zu kleine Portionen, zu wenig Abwechslung, sagen die einen. Andere schwärmen von kulinarischen Hochgefühlen, kochen Gerichte zu Hause nach und reichen sogar Rezeptwünsche ein. Wie also lassen sich Studierende für die Mensa gewinnen? Der Bayerische Landesstudierendenrat hat dafür zum Semesterbeginn einige Vorschläge: veganer, nachhaltiger und sozial gerechter sollen die bayerischen Mensen werden. Die SZ hat bei Studierendenwerken nachgefragt: Wie realistisch ist das?

Nicht weniger als eine „ökologische und nachhaltige Umgestaltung der Hochschulgastronomie in Bayern“ fordern die Studierendenvertreter in einer kürzlich veröffentlichten Pressemitteilung. Die bayerischen Mensen sollen demnach „Vorreiterinnen in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit werden“. Ziel sei es, so Sprecherin Isabella Hennessen, „das Bewusstsein bei Studierenden zu schärfen“ – aber auch bei den Studierendenwerken selbst.

Ein zentrales Instrument dabei: die klare Kennzeichnung nachhaltiger Gerichte. Labels wie „Bio“, „Fairtrade“ und der mancherorts neu eingeführte „Klimateller“ sollen den Studierenden signalisieren, welche Speisen besonders umweltfreundlich sind – und dass selbst scheinbar unschuldige Zutaten wie Reis eine schlechtere Klimabilanz haben könnten, als man denkt.

Daneben fordert der Studierendenrat täglich ein günstiges veganes Grundgericht. Dieses soll flexibel mit verschiedenen Beilagen erweitert werden können, je nach Hunger, Geschmack und Geldbeutel. Als Beispiele nennt Isabella Hennessen Nudeln, Bulgur, Kartoffeln, Curry oder eine vegane Lasagne – Frikadellen könnten dann als Beilage dienen. Im Idealfall sollen die Studis diese Mahlzeiten an Selbstbedienungstheken zusammenstellen, an denen jeder so viel auflegen kann, wie er möchte. „Dann kommen die Teller viel öfter leer zurück“, sagt Hennessen.

In München gibt es den „Studi-Topf“ für einen Euro

Nachhaltiges, preiswertes Essen nach individuellen Vorlieben und dabei noch Müll vermeiden, so lässt sich die Mensa-Vision der Studierendenvertreter wohl zusammenfassen. Ein Blick auf die Münchner Mensen zeigt: Einige der Vorschläge sind bereits Realität. Ingo Wachendorfer, Pressesprecher des Studierendenwerks München/Oberbayern, erklärt, dass auf ein Prinzip namens „Komponentenessen“ umgestellt wurde. Mit dem „Studi-Topf“ für einen Euro gebe es beispielsweise täglich eine vegane oder vegetarische Grundlage, die mit anderen Gerichten kombiniert werden kann. „Die Studierenden sollen die Wahl haben“, sagt er.

Das Konzept scheint aufzugehen. Die Cafeteria in der Leopoldstraße wurde von der Tierschutzorganisation PETA kürzlich mit einem Preis für ihr veganes Engagement ausgezeichnet. Auch Experimente wie Veggie-Döner oder Themenmonate (aktuell: „Alm-Schmankerl“) kommen gut an: Nach dem Corona-Einbruch werden heute wieder täglich 20 000 bis 30 000 Essen ausgegeben, vier Millionen waren es im letzten Jahr insgesamt, erklärt Wachendorfer. Darin erkennt er einen klaren Aufwärtstrend.

Auch beim Studierendenwerk Erlangen-Nürnberg rennen die Studierendenvertreter offene Türen ein: Erst im September erhielten sie eine PETA-Auszeichnung als eine der Top-Mensen mit veganem Angebot, sagt Sprecher Sebastian Fischer. Vegane oder vegetarische Gerichte mit optionaler Fleischbeilage stehen regelmäßig zur Auswahl, das Angebot soll künftig aber noch ausgebaut werden. Preislich liegen die rund zwei Millionen Mahlzeiten pro Jahr zwischen 2,20 und 4,50 Euro, was auch dem sozialen Anspruch der Studierendenvertreter entsprechen dürfte.

Die Verantwortlichen haben die Gruppe der „Flexitarier“ im Blick

Bei Studierenden gehe laut Fischer der Trend in Richtung „Flexitarier“ – also geneigten Vegetariern, die aber „auch gerne mal das Angebot nach einem Schäufele“ wahrnehmen. Dabei legen die Studis auf Regionalität und Tierwohlkriterien wert. Diesen Trends versuche das Studierendenwerk nachzukommen, unter anderem wird Fleisch nach Kriterien der Europäischen Masthuhn-Initiative angeboten und noch diesen Monat gibt es eine Themenwoche „Tierwohl“, sagt Fischer.

Als „Flexitarier“ beschreiben sich auch in Augsburg, Kempten und Neu-Ulm die meisten Studis, wie Michael Noghero, Sprecher des Augsburger Studierendenwerks, aus Gästebefragungen weiß. Entsprechend sei die Nachfrage nach vegetarischen und veganen Gerichten in den vergangenen Jahren stark gestiegen; Fleisch und tierische Produkte möchten Studierende, wenn überhaupt, dann „bewusst konsumieren“. Täglich gibt es laut Noghero daher ein vegetarisches, und fast täglich ein veganes Gericht mit frei wählbaren Komponenten.

Außerdem kauft das Studierendenwerk nach Möglichkeit regionale und saisonale Zutaten ein, was im „preissensiblen Mensabereich“ durchaus eine Herausforderung sei, sagt der Pressesprecher. Zwischen 2,60 Euro und 5,40 Euro liegen die Preise pro Mahlzeit, über 742 000 davon gingen 2023 über die Theke.

Die geforderte Mensarevolution ist also schon in vollem Gange. Damit wird der Gesprächsstoff auf WG-Partys so schnell nicht ausgehen.

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