Landwirtschaft:„Verheerende Auswirkungen“ der Maul- und Klauenseuche vermeiden

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Die Maul- und Klauenseuche ist für Tiere, wie Ziegen, aber auch Schafe, Schweine und Rinder, hoch ansteckend und lebensbedrohlich. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Im Umweltausschuss des Landtags lassen sich die Abgeordneten über bereits getroffene und geplante Maßnahmen informieren, die helfen sollen, die Tierseuche von Bayern fernzuhalten.

Von Johann Osel

Das bayerische Umweltministerium räumt der Bekämpfung eines möglichen Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche (MKS) „oberste Priorität“ ein. Nach dem Auftreten der für den Menschen ungefährlichen Krankheit bei Tieren in Brandenburg wurden zahlreiche Maßnahmen aufgelegt, erklärte ein Vertreter des Ministeriums am Donnerstag im Umweltausschuss des Landtags. „Die Maul- und Klauenseuche kann verheerende Auswirkungen auf die Gesundheit der Tiere, die Existenz der Landwirte und unsere gesamte Agrarwirtschaft haben“, sagte Ausschuss-Chef Alexander Flierl (CSU). Als Bundesland mit bedeutender Tierhaltung werde Bayern alle nötigen Schritte einleiten, um eine mögliche Ausbreitung zu verhindern. Die Abgeordneten ließen sich dazu vom Ministerium über bereits getroffene und geplante Maßnahme informieren.

Dem Bericht zufolge wurden sämtliche Rinder, Schweine, Schafe oder Ziegen, die von Anfang Dezember bis zum Ausbruch aus Brandenburg in den Freistaat verbracht wurden, ermittelt – bislang seien 600 Tiere untersucht worden, mit negativem Befund. Zudem würden alle beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) eingehenden Proben von empfänglichen Nutz- und Wildtieren auf MKS untersucht; ebenso sei das Monitoring der Schweinepest ausgeweitet worden. Über die Berufsverbände würden die Branche zur „Achtsamkeit“ angehalten. Theoretisch im Raum stehen Impfungen von Tieren, wenn „eine sich rasch ändernde Seuchenlage“ dies erfordere. Nicht präventiv, sondern als „Not-Impfung“. In Absprache mit den anderen Ländern schaffe Brandenburg die Voraussetzungen für eine „Impfreserve“.

Der Ausbruch wurde am 10. Januar in einer Büffel-Herde in einem Ausflugsgebiet im Landkreis Märkisch-Oderland entdeckt. Seitdem gab es keinen weiteren bestätigten Fall deutschlandweit – also auch nicht in Bayern. Dennoch ist die hiesige Agrarbranche in Sorge, wie der bayerische Bauernpräsident und nach Vorstellung von Markus Söder künftige Bundesagrarminister, Günther Felßner, neulich bei der CSU-Klausur in Kloster Banz berichtete. Die Maul- und Klauenseuche „verschafft uns schlaflose Nächte“, sagte er. Die Landwirtschaft werde alles dafür tun, die höchste Stufe bei der Biosicherheit zu fahren, etwa beim Zugang von Personen zu Ställen. CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek sprach von einer „großen Belastung“ beim Export; nicht nur von Tieren, sondern auch von Produkten wie Milch und Käse.

Eben darum ging es im Umweltausschuss. Zunächst aber verdeutlichte der Experte aus dem Ministerium, Ulrich Wehr: Es handele sich um „die ansteckendste Tierseuche, die wir kennen“. Eine geringe Mindest-Infektionsdosis reiche bereits aus. Die MKS sei auch schon vor Beginn klinischer Anzeichen wie Fieber, Lahmheit oder Bläschenbildung im Maul, an Klauen oder Zitzen ansteckend. Das Virus könne über lange Zeiträume im Erdboden, aber auch an Kleidung von Menschen, an Futter oder etwa Autoreifen stabil bleiben; und auch über Aerosole in der Atemluft übertragen werden. Würde ein Ausbruch nach Bayern kommen, sei es „das Allerwichtigste“, diesen so früh wie möglich zu erkennen.

Den letzten Fall vor Brandenburg gab es hierzulande 1988, man hatte laut Wehr „eigentlich die MKS-Lage in Europa im Griff“. 2001 gab es einen Ausbruch in England; dieser dauerte acht Monate, mehrere Millionen Tiere mussten gekeult werden. Gleichwohl gebe es auch heute einen „MKS-Gürtel“ auf der Landkarte, in Afrika und Asien sei das Virus endemisch. Der Virus-Serotyp in Brandenburg entspreche weitgehend dem, wie er in der Türkei und in Iran vorkomme.

Seit dem MKS-Fall in Brandenburg hat ganz Deutschland den „Status MKS-frei“ verloren. (Foto: Annette Riedl/dpa)

Mit dem Brandenburger Fall verliert ganz Deutschland den „Status MKS-frei“. Das hat für den Handel innerhalb Europas keine Folgen, aber für den Export in Drittstaaten. Dies ergänzten im Ausschuss Vertreter des Wirtschafts- sowie des Landwirtschaftsministeriums. Die USA, China, Kanada, Südkorea und Großbritannien hätten mit Importverboten für Waren tierischen Ursprungs reagiert. Hauptsächlich betrifft das die Milchwirtschaft samt Verarbeitung. Bei Milchpulver führen die Sperre in Drittstaaten und der fehlende Absatz demnach schon zu massiven Problemen bei der Lagerung. Die Hoffnung liegt nun auf der Etablierung regionalisierter Zertifikate für den internationalen Handel – die konkret Bayern als „MKS-frei“ etikettieren könnten.

Der Abgeordnete Nikolaus Kraus (FW) erkundigte sich nach der Ursache in Brandenburg. Der ist laut Ministerium noch unklar. Es habe keine Importe gegeben für die Haltung der Wasserbüffel, auch nicht tiefgefrorenes Sperma. Der Besitzer sei in keiner Region mit MKS-Geschehen gewesen. Untersuchungen von Wildtieren blieben ergebnislos. Ein Eintrag über kontaminierte Kleidung von Spaziergängern wäre „ein großer Zufall“, sei aber nicht ausgeschlossen. Die Ermittlungen laufen, ohne Hinweise bisher. Das sei das, so Wehr, was Betroffene überall „unruhig schlafen lässt“.

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