Von nix kommt nix, sagt der Volksmund, auch wenn der Spruch von Markus Söder stammen könnte, aber die beiden sind ja einander recht vertraut. Söders Geschick zur Selbstvermarktung ist vielfach beschrieben worden, beispielhaft erinnert sei nur an die Umdeutung des maximal unbedeutenden Postens des Europaministers zum bayerischen Außenminister oder an all die ikonenhaften Fotos. Söder und der Gletscher, Söder und der Baum, Söder und der Papst.
Und funktioniert hat es ja, immerhin ist der Mann Ministerpräsident. Das will er wohl bleiben, nachdem es mit dem Kanzler nichts geworden ist. Aber die Umfragewerte waren schon besser, da hilft offenbar nur die alte nix-Taktik wie ein Blick in Söders Terminkalender zeigt: Eröffnung Würzburger Frühlingsfest, Auftakt zur Spargelsaison, Spatenstich für ein Norma-Logistikzentrum in Gerolzhofen - da kommt sonst allenfalls ein Staatssekretär und auch nur, wenn es sein Stimmkreis ist.
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Doch Söder entgeht kein potenzieller Wähler, wer nicht zum Frühlingsfest kommt, der kriegt eben Post. 1700 Glückwünsche verschickt der Ministerpräsident pro Tag, das sind im Jahr 635 000 Briefe zu Geburtstagen und Hochzeitsjubiläen. Nett gemeint oder doch wahltaktisch motiviert? Auffällig ist jedenfalls, dass Söder mehr als dreimal so viele Glückwünsche verschickt wie alle 15 anderen Länderchefs zusammen, das hat die Deutsche Presse-Agentur recherchiert.
Denn Söder gratuliert nicht erst ab dem 90. Geburtstag, wie das bundesweit üblich ist, sondern schon zum 18. Wiegenfest. Aber das hat bestimmt nichts mit dem Wahlalter zu tun. Dann allerdings kommt nix mehr bis zum 70. Geburtstag und danach folgen Glückwünsche im Fünf-Jahres-Rhythmus.
Die vielen potenziellen Wähler von ihren Zwanzigern bis zum Rentenalter erwischt Söder in den sozialen Medien. Selbst solche, die sich nicht für Politik interessieren. Denn Söder sendet auch subtile Botschaften per Tasse ("Alles wird gut") oder kommuniziert, gar nicht subtil, sein Essen per #söderisst. So erfährt die Welt, dass der Ministerpräsident am liebsten Pistazieneis mag, dass er sich zwischen Salat und Schlachtplatte nicht entscheiden kann und dass es am Dienstag im Kabinett "Giegerla" gab. Und die Reaktionen sind mindestens so zahlreich wie auf eine politische Äußerung. Von nix kommt halt nix.