Er soll aus reiner Mordlust gehandelt haben, nach dem Vorbild eines amerikanischen Serienmörders: Keine vier Monate nach dem gewaltsamen Tod eines 14-Jährigen im unterfränkischen Lohr am Main hat die Staatsanwaltschaft einen Gleichaltrigen wegen Mordes angeklagt. "Er hat die Tat nur begangen, um jemanden zu töten", sagte ein Sprecher der Behörde am Dienstag in Würzburg.
Der Angeklagte habe nach bisherigen Erkenntnissen wohl den Serientäter Jeffrey Dahmer verehrt, der eine der grausigsten Mordserien der USA verübte und über den es eine Netflix-Serie gibt - Dahmer zerstückelte seine mindestens 17 männlichen Opfer zwischen 1978 und 1991 und aß Leichenteile. Zuvor hatte die Main-Post berichtet. Der angeklagte Deutsche soll sein Opfer am 8. September 2023 auf einem Schulgelände der Kleinstadt Lohr im Landkreis Main-Spessart mit einem Kopfschuss von hinten getötet haben. Hinweise auf andere Täter oder Helfer haben sich laut den Ermittlern bislang nicht ergeben.

Newsletter abonnieren:Mei Bayern-Newsletter
Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.
Das Landgericht Würzburg muss nun entscheiden, ob die Anklage zugelassen wird und Prozesstermine festlegen. Der Verdächtige schweigt seit seiner Festnahme zu den Vorwürfen. Den Ermittlern zufolge soll der junge Mann vom Mörder Dahmer, "Kannibale von Milwaukee" genannt, fasziniert gewesen sein. "Er hat sich wohl von Freunden mit dessen Namen bezeichnen lassen", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Tat habe er aus purer Mordlust verübt.
Die Tatwaffe, eine 9-Millimeter-Pistole, gehörte legal einem Nachbarn des Angeklagten. Dieser verfügte laut Polizei über sämtliche Erlaubnisse. Zudem habe er seine Waffen ordnungsgemäß aufbewahrt. Wie der Schüler an die Pistole kam, ist öffentlich nicht bekannt. Der Waffenbesitzer konnte nach der Tat nicht befragt werden, weil er im Krankenhaus lag. Er starb wenige Wochen nach dem Verbrechen. Der 66-Jährige soll den jungen Mann aber gekannt haben.
Nach der Tat suchte die Ermittlungskommission mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei und speziell ausgebildeten Datenträgerspürhunden tagelang nach dem Handy des Opfers. Es konnte schließlich gefunden werden - ob es die Ermittler weiterbrachte, ist unbekannt. Ein 15-Jähriger hatte die Polizei am Tattag, einem Freitag in den Sommerferien, auf die Geschehnisse aufmerksam gemacht. Wenig später entdeckten Streifenbeamte den toten 14-Jährigen. Er war italienischer Staatsbürger und wohnte seit Jahren in Lohr. Der Junge lag in einem Gebüsch in der Nähe des Schulzentrums, in dem er die Mittelschule besuchte. Wenig später wurde der Verdächtige festgenommen.