Die Polizei in Bayern ist 2020 mit einem Gesichtserkennungsprogramm deutlich mehr Straftätern auf die Schliche gekommen als in den Jahren zuvor. Insgesamt 649 Tatverdächtige wurden nach Angaben des bayerischen Landeskriminalamtes (LKA) im vergangenen Jahr auf diese Art und Weise identifiziert. "Wir werden den Bereich der Gesichtserkennung stärken", sagte LKA-Präsident Harald Pickert in München.
Die Tendenz ist seit Jahren steigend. 2019 wurden nach LKA-Angaben im Freistaat 397 Identitäten mithilfe eines Algorithmus geklärt - und damit mehr als doppelt so viele wie 2018 (146). Vor acht Jahren, 2013, identifizierte das LKA im ganzen Jahr nur 45 Tatverdächtige per Gesichtserkennung. Das sind weniger als im März dieses Jahres allein, in dem der Algorithmus 51 Gesuchte finden konnte.
Seit 13 Jahren nutzt das LKA inzwischen die Möglichkeit, Bildmaterial, auf dem unbekannte mutmaßliche Täter zu sehen sind, mit Fotos aus einer Straftäter-Datenbank des Bundeskriminalamtes (BKA) abzugleichen. Der Algorithmus misst dabei unter anderem die Abstände zwischen Nase und Mund und filtert so die Menschen aus der Datenbank heraus, bei denen es sich um den Gesuchten handeln könnte. Gesichtsexperten gleichen die Bilder dann noch einmal ab, um auf Nummer sicher zu gehen. Seit 2018 hat das LKA noch einmal 600 000 Euro in den Ausbau seiner Gesichtserkennung gesteckt.
"Es ist eine erfolgreiche Geschichte", sagte Pickert - und auch in Pandemie-Zeiten, in denen viele Menschen mit Mund-Nasen-Bedeckungen umherlaufen, ein wichtiges Instrument. "Die Maske ist kein Hindernis", betonte Pickert. Man könne Verdächtige trotzdem identifizieren - beispielsweise an der Augenpartie. "Gewisse biometrische Kennzahlen erkennt man trotz Bedeckung."