Wintersport:Skifahren in Bayern wird teurer

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Im Frühjahr dieses Jahres konnte in höheren Lagen, wie hier auf der Abfahrt vom Osterfelderkopf im Skigebiet Garmisch-Classic, noch Ski gefahren werden. Doch Talabfahrten waren wegen Schneemangels nicht mehr möglich. (Foto: Sabine Dobel/dpa)

Wegen steigender Personal- und Energiekosten heben die Skigebiete ihre Preise an. Vor dem Start der Saison hoffen die Betreiber auf Schnee und Kälte, doch das Geschäft wird angesichts des Klimawandels immer schwieriger.

Ein paar Wochen noch, dann können Skifahrer auch in Deutschland wieder ihre Schwünge ziehen. Ende November, Anfang Dezember wollen die ersten bayerischen Skigebiete den Betrieb starten – mit großer Hoffnung auf Minusgrade und Schnee. Der Klimawandel bleibt eine der größten Herausforderungen.

Klar ist schon jetzt: Die Skipässe werden teurer. Aufgrund der allgemeinen Kostensteigerung in vielen Bereichen – etwa Energie und Personal – sei eine Erhöhung nicht vermeidbar, teilte der Verband Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte (VDS) auf Anfrage mit. Allerdings bleibe die durchschnittliche Preissteigerung unter drei Prozent. Im Vergleich zu anderen Freizeitangeboten biete Skifahren ein angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis, meint der Verband.

Die Zugspitze will als voraussichtlich erstes klassisches Skigebiet Deutschlands am 29. November die Saison eröffnen. Dort oben gibt es keine Schneekanonen. Man setzt an Deutschlands höchstem Berg (2962 Meter) auf natürlichen Schnee – und auf Schneedepots aus dem vergangenen Winter, die zum Präparieren verwendet werden. In der vergangenen Saison wäre ohne künstliche Beschneiung auf vielen Pisten nichts gegangen. Vor allem Talabfahrten mussten teils früh schließen. Oben hingegen gab es teils sogar mehr Schnee als sonst.

Oben weiß wegen des zunehmenden Niederschlags, unten grün wegen der vergleichsweise hohen Temperaturen: Das Winterwetter 2023/2024 ließ Schlüsse auf die Folgen der globalen Erwärmung zu – die Liftbetreiber vor immer neue Herausforderungen stellt.

An der Zugspitze ist derzeit etwa offen, ob der Platt-Schlepplift in dieser Saison überhaupt in Betrieb gehen kann. Die Piste verläuft auf dem Nördlichen Schneeferner, der als einer der vier letzten deutschen Gletscher rapide an Substanz verliert. Dadurch ist der obere Hang, früher eine leichte blaue Piste, steiler geworden und gilt nun als schwarze Piste, etwas für Könner. Vor allem vor dem Ausstieg am Lift ist die Neigung inzwischen groß, vielleicht bald zu groß. Es werde noch vor der Saison dazu Gespräche geben, sagt die Sprecherin der Bayerischen Zugspitzbahn, Verena Tanzer. „Wir schauen uns das ganz genau an.“ Vor allem die Zunahme von extremen Wetterereignissen und Wetterschwankungen reduziere die Planungssicherheit, erläutert der VDS. Dennoch sei nicht bekannt, dass weitere Skigebiete ganz aufgeben werden.

Anfang des Jahres hatte die Jennerbahn im Berchtesgadener Land die Beendigung des klassischen Skibetriebs angekündigt – eine jahrzehntelange Ära geht damit zu Ende. Es gehe um eine bewusste Zeitenwende, hieß es bei der Bahn. Wenn die Jennerbahn – voraussichtlich am 30. November – in die Wintersaison startet, wird sie vor allem Gäste zum Rodeln, Winterwandern und Naturbeobachten Richtung Gipfel bringen.

Bei vielen Wintersportlern mag keine rechte Freude aufkommen, wenn, wie am Brauneck, nur ein schmales Schneeband ins Tal führt. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Die Liftbetreiber arbeiten an einer Reduktion ihres eigenen CO₂-Ausstoßes. Laut VDS beziehen deutsche Seilbahnen 74 Prozent ihres Stroms aus erneuerbaren Energien, unter anderem aus Solaranlagen. Für Pistenraupen werden Bio-Kraftstoffe stärker genutzt. Um die Anreise, verantwortlich für fast 80 Prozent der CO₂-Emissionen eines Skitages, klimafreundlicher zu gestalten, böten viele Betreiber kostenlose Transfers, Skibusse oder ÖPNV-Paketlösungen. Für die meisten Regionen sei der alpine Wintersport nach wie vor ein unverzichtbarer Teil ihrer Unternehmensstrategie, unterstreicht der VDS.

Das Skifahren auf Plastikmatten hat sich zumindest im bayerischen Alpenraum nicht weiter durchgesetzt. Längst weiten Liftbetreiber aber ihr Angebot jenseits des alpinen Skilaufs aus. Lifte werden genutzt, um Mountainbiker oder sogenannte Carts zum Downhill-Spaß auf den Berg zu bringen. Am Kolbensattel sollen auf der Rodelbahn Alpin Coaster künftig auch Fahrten im Winter möglich sein. Im Allgäu hat die Alpspitzbahn Nesselwang – nach dem Flying Fox namens Alpspitzkick und dem Alpspitzcoaster – einen schwimmenden Kletterpark namens Alpspitzsplash auf einem Speicherteich für Schneekanonen eröffnet.

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Derartige Erschließungen stießen in der Vergangenheit auf Kritik. Die Berge dürften nicht zum Disneyland werden, hieß es vor allem vom Umwelt- und Naturschützern. Auch der frühere Extrembergsteiger Reinhold Messner hatte vor einer solchen Entwicklung gewarnt. Die Sprecherin der Zugspitzbahn, Tanzer, sagt: „Wir wollen keine Freizeitpark-ähnlichen Zustände in den Wandergebieten.“

Im vergangenen Winter war es laut Meteorologen in Bayern, aber auch in anderen Alpenregionen, so warm wie nie seit Beginn der Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert. Immer öfter wird selbst Beschneien schwierig, es muss dazu um null Grad haben. Beschneite Pisten, die wie weiße Bänder in grünen Landschaften aussehen, lassen wiederum bei manchem kein rechtes Wintergefühl aufkommen.

Wissenschaftler rechnen damit, dass sich der Skitourismus nach oben verlagert – und warnen vor Folgen für die sensible Hochgebirgsnatur. Einer Studie der Uni Bayreuth zufolge werden 13 Prozent der Skigebiete weltweit ihre natürliche Schneedecke bis zum Ende des Jahrhunderts verlieren – ein Szenario hoher Treibhausgas-Emissionen vorausgesetzt.

Die Liftbetreiber bleiben dennoch optimistisch. „Wir setzen weiterhin auf die ressourcenschonenden Wintersportangebote für die ganze Familie, die Hand in Hand mit Zusatzangeboten für das ganze Jahr erholsame Auszeiten in einer einmaligen Natur schaffen“, sagt VDS-Vorstand Matthias Stauch.

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