Irgendwann in seinem Leben steht jeder Mann vor der Entscheidung, ob er sich eine Lederhose kaufen soll. Dabei geht es um nicht weniger, als um das Anerkennen der eigenen Endlichkeit, denn die Lederhose überlebt ihren Träger um Jahrzehnte. Sie weist über die Existenz des Individuums hinaus ins Unendliche. Als Beispiel sei hier die Wix von Oskar Maria Graf genannt, die als Reliquie im Haus der bayerischen Geschichte zu Regensburg aufbewahrt wird. Eigentlich sollte man sie einmal im Jahr in einer Prozession übers Oktoberfest tragen, mit Bier besprengen und sie dann wieder in ihren gläsernen Tabernakel einschließen.
Am besten geht man also gleich mit den Erben ins Geschäft. Ohnehin ist die verbleibende Zeit zum Eintragen und Abranzen ziemlich knapp, wenn man bereits den 60. Geburtstag gefeiert hat. Da fragt man sich als Lederhosenneuling, ob es für die paar Jahre auch eine billige für 449 Euro tut. Antwort der Verkäuferin im Garmischer Trachtenladen: Auf keinen Fall! So kurz vor dem Ende muss man erst recht auf Qualität setzen und die Rehlederne für 1800 Euro nehmen, da wird sich auch noch der Urenkel dafür bedanken.
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Ihrem Rat schließen sich auch erfahrene Lederhosenträger an, mit denen man darüber ebenso tiefe wie ernste Gespräche geführt hat. Man lernt dabei, dass die FC-Bayern-Lederhose (199 Euro) die unterste Stufe der Hierarchie markiert. Sie sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Mit ihr kann man höchstens auf dem Kotzhügel unterhalb der Bavaria ausnüchtern. Danach kommt die Ziegenlederhose, der VW Golf unter den Lederhosen. Darüber rangieren Hirschlederne und Rehlederne.
Snobs tragen handgenähte Hirschlederne, maßgefertigte High-End-Teile mit roten Nähten für 5000 Euro. Was anderes komme für ihn nicht infrage, erklärt der Inhaber eines Münchner Haferlschuhgeschäfts. Womit man beim nächsten Problem ist. Maßschuhe seien Pflicht, doziert er, die könne er bereits ab 2000 Euro anfertigen. Wartezeit ein Jahr.
Die Schicksalsfrage ist noch nicht entschieden. Aber es steht derzeit 51:49 gegen die Lederhose.
