Leberkässemmel:Die fleischige Bedeutung Bethlehems

Leberkässemmel: Die Münchner Leberkässemmel gibt es in den verschiedensten Varianten. Hier als Wiesn-Schmankerl.

Die Münchner Leberkässemmel gibt es in den verschiedensten Varianten. Hier als Wiesn-Schmankerl.

(Foto: Catherina Hess)

Ein Weihnachtsessen bringt bisher unbekannte Bezüge zu einer Münchner Spezialität an den Tag. Möglich, dass die Geschichte von Jesu Geburtsort teilweise umgeschrieben werden muss.

Glosse von Karl Forster

Es war die Tage ja viel die Rede von Bethlehem. Nein, nicht von dem Bethlehem im amerikanischen Pennsylvania am Lehigh River mit seinem prächtigen Industriemuseum. Auch nicht von jenem Bethlehem, das zu dem Ostallgäuer Ort Lengenwang gehört und sich schon dadurch von dem berühmten Namensvetter unterscheidet, dass die Allgäuer Variante ihren Ursprung in dem despektierlichen Begriff "Bettelheimer" hat. So verspotteten einst die reichen Großbauern der Gegend die armen Bewohner jenes Weilers. Nein, es geht natürlich um das richtige Bethlehem, wo einst die Krippe stand und wohin die Heiligen drei Könige am 6. Januar des neuen Jahres pilgern werden.

Beim zwangsläufig etwas verkürzten Heiligabend saß unlängst als einziger offiziell erlaubter Gast ein Freund mit am Tisch, der als Moslem die Weihnachtsgeschichte in abgewandelter Form zu erzählen wusste. So floss das Gespräch nicht nur in Richtung der Gemeinsamkeiten zwischen Bibel und Koran, siehe die Sure 3, wo Jesus von Maria unter einer Palme geboren wird. Es kam auch Bethlehem zur Sprache, respektive der Geschichte des Ortsnamens, welche im Verlauf des Abends allerdings eine abenteuerliche Variante erfuhr. Denn während München sich namentlich auf die Mönche berufen kann, fand sich bei Bethlehem plötzlich eine bisher ungeahnte Verwandtschaft zu einer kulinarischen Spezialität von Bayerns Hauptstadt. Und zwar so: Bethlehems erste Silbe, also "Beth", bedeutet im Hebräischen "Haus", oft auch als Nachsilbe "-hausen". Bei "Lehem" wird's komplizierter: Im Hebräischen übersetzt man das mit "Brot", aber im Arabischen, was dort auch gesprochen wird, mit "Fleisch".

Weil der Bayer an und für sich ein Freund der großen, völkerverbindenden und friedensstiftenden Kompromisse ist, fand sich folgende weihnachtliche Lösung für diese historische und auch politische Ungenauigkeit. Könnte es nicht sein, dass sich im Namen Bethlehem die drei Begriffe Haus, Brot und Fleisch zu einer fantastischen Beziehung fügen? Dass nämlich Fleisch und Brot dort zur perfekten Symbiose fanden in Gestalt jener unübertroffenen lukullischen Kombination namens Leberkässemmel? Dass also Bethlehem eigentlich "Leberkässemmelhausen" heißt? Es könnte sein, dass die Geschichte von Jesu Geburtsort teilweise umgeschrieben werden muss. Und dass dann die Münchner Leberkässemmel den ihr gebührenden Platz bekommt.

Der des Koran kundige Gast wies zwar darauf hin, dass in manchen Ausprägungen des Arabischen die Silben "Lehem" auch "Fisch" bedeuteten, es sich bei der Übersetzung von Bethlehem also auch um "Fischsemmelhausen" handeln könnte. Doch diese Pointe überlassen wir gerne den Kollegen aus Hamburg.

Zur SZ-Startseite
Katholische Kirche

SZ PlusKatholische Kirche
:"Ich lasse diese Macht über mich nicht mehr zu"

Weil er Angst um seine Zukunft als Priester hatte, unterzog sich Wolfgang Rothe 2005 einem "Schwulentest". Heute schämt er sich, in einem System mitgewirkt zu haben, das Homosexuelle diskriminiere.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: