Tierhaltung:Greenpeace: Kühe gehören auf die Weide

Tierhaltung: In Bayern darf nur jede fünfte Kuh zumindest zeitweise auf die Weide. In anderen Bundesländern ist der Anteil deutlich höher.

In Bayern darf nur jede fünfte Kuh zumindest zeitweise auf die Weide. In anderen Bundesländern ist der Anteil deutlich höher.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Vier von fünf Kühen in Bayern stehen das ganze Jahr im Stall. Die Umweltorganisation fordert mehr Unterstützung für Bauern, die ihre Rinder zum Grasen ins Freie lassen.

Von Christian Sebald

Die Umweltorganisation Greenpeace fordert mehr Unterstützung für Bauern, die ihre Milchkühe auch auf Weiden statt ausschließlich im Stall halten. "Der Anteil der Milchkühe, die auf eine Weide dürfen, sinkt seit Jahren", sagt der Greenpeace-Agrarexperte Martin Hofstetter. 2010 habe er bundesweit noch 42 Prozent betragen, zehn Jahre später seien es nur noch 31 Prozent gewesen. Bayern schneidet laut Hofstetter noch einmal schlechter ab. Und das obwohl der Freistaat schon seit Jahren ein Förderprogramm aufgelegt hat für Bauern, die ihre Rinder auf die Weide lassen.

Die bayerischen Bauern sind in der Milchviehhaltung führend, zumindest was die Zahl der Kühe anbelangt. Im Freistaat leben laut Greenpeace 1,26 Millionen der insgesamt bundesweit vier Millionen Milchkühe. Das entspricht 28 Prozent des Gesamtbestands in Deutschland. "Aber vier von fünf bayerischen Kühen stehen das ganze Jahr im Stall", sagt Hofstetter. "Sie kommen überhaupt nicht auf eine Weide." Genau genommen sind es sogar nur 18 Prozent, die auf eine Wiese zum Grasen dürfen. In Schleswig-Holstein dagegen kommen laut Greenpeace mehr als die Hälfte der Kühe zumindest zeitweise auf eine Weide, in Nordrhein-Westfalen ist es die Hälfte und in Baden-Württemberg immerhin ein Viertel.

Erschwerend kommt hinzu, dass bei den bayerischen Milchbauern die Anbindehaltung vergleichsweise weit verbreitet ist. Die Rinder werden dabei in den Ställen an ihren Plätzen oder in engen Boxen mit einer Kette oder anderen Vorrichtungen am Hals fixiert, sodass sie sich wenig bewegen, geschweige denn umdrehen, sich über den Rücken lecken oder durch den Stall laufen können - auch beim Fressen und beim Melken. Tierrechtler prangern das als schlimme Tierquälerei an. Die Haltungsform ist vor allem auf kleinen Höfen verbreitet. 2020 gab es bayernweit gut 14 000 Höfe mit Anbindehaltung. Das waren 56 Prozent der Milchviehbetriebe im Freistaat. Die Zahl der Milchkühe in ihr belief sich auf 303 000 oder 26 Prozent des Milchviehs im Freistaat. Die aktuellen Zahlen dürfen nur wenig geringer sein. Die bayerische Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) ist eine erklärte Kritikerin der Anbindehaltung.

"Die Milchviehhaltung muss dringend verbessert werden", sagt der Greenpeace-Mann Hofstetter. "Kühe sind von Natur aus Lauftiere, die Gras fressen. Wir haben aus ihnen überzüchtete Turbokühe gemacht, die ganzjährig im Stall stehen und mit immer mehr Kraftfutter dazu gebracht werden, maximal viel Milch zu geben." In dieser Woche beschäftigt sich die Agrarministerkonferenz des Bundes und der Länder mit der Milchviehhaltung.

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