Süddeutsche Zeitung

Agrarpolitik:Verbraucher sollen mehr Bio kaufen

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Agrarministerin Kaniber: Zahl der Öko-Bauern kann nur wachsen, wenn die Nachfrage nach Öko-Lebensmitteln hoch ist.

Von Christian Sebald, Nürnberg

Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) appelliert an die Verbraucher, verstärkt Bio-Lebensmittel zu kaufen. Ohne starke Nachfrage seitens der Konsumenten sei das Ziel, 30 Prozent der Agrarfläche des Freistaats bis 2030 ökologisch zu bewirtschaften, nur schwer erreichbar. "Wir können den Öko-Landbau nicht von oben herab verordnen", sagte Kaniber anlässlich der Messe Biofach in Nürnberg. "Lebensmittel werden nicht fürs Schaufenster oder fürs Museum produziert. Der Öko-Landbau kann nur wachsen, wenn sich der Markt für Öko-Produkte entsprechend weiter entwickelt."

Die Bio-Branche leidet wie der Lebensmitteleinzelhandel insgesamt unter der hohen Inflation und den Preissteigerungen infolge der Energiekrise und des Ukraine-Kriegs. Nach Angaben der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau (LVÖ) griffen im ersten Halbjahr 2022 auch Bio-Kunden vermehrt zu günstigeren Produkten. Die Folgen für die Bio-Branche waren demnach aber sehr unterschiedlich. Während die Umsätze im Naturkostfachhandel teils deutlich gesunken seien, hätten Discounter sogar Bio-Zuwächse verzeichnet. Außerdem gingen die Umsätze bei Bio auch deshalb zurück, weil viele Menschen nach der Corona-Pandemie nun wieder mehr in Kantinen und Gaststätten essen - wo Bio bisher nur selten auf der Speisekarte steht. Gegenüber der Vor-Corona-Zeit ist die Bio-Branche laut LVÖ weiter deutlich im Plus.

Laut Kaniber haben 2021 bayernweit 570 Bauern auf Bio umgestellt, das ökologisch bewirtschaftete Agrarland ist um 24 000 Hektar angewachsen. Damit arbeiten nun 11 700 Bauernhöfe mit zusammen 411 000 Hektar Agrarland nach Öko-Kriterien. Das entspricht elf Prozent der Betriebe und 13 Prozent des Agrarlands in Bayern. Die Sprecherin des "Volksbegehrens Artenvielfalt - Rettet die Bienen" und ÖDP-Politikerin Agnes Becker hatte erst kürzlich beklagt, dass der Freistaat beim Ausbau der Öko-Landwirtschaft zunehmend ins Hintertreffen gerät. Sie forderte eine Pflichtquote von 30 Prozent Bio-Mahlzeiten in den Kantinen des Freistaats. Durch so eine Quote werde der Branche ein zusätzlicher Markt erschlossen und das Bewusstsein der Verbraucher für Bio geschärft.

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