Landsberg:Glück gehabt, Abendland!

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Im vergangenen Jahr war Rebecca Ammon noch das Nürnberger Christkind. In Landsberg fehlten in diesem Jahr die Bewerber. (Foto: dpa)

Das Abendland wähnt ja so mancher in Gefahr, gerade zur Weihnachtszeit. Aktuell drohte in Landsberg der Untergang - doch es könnte noch gut ausgehen, dem Christkind sei Dank.

Glosse von Florian Fuchs

Vielleicht ist ja das nun der Untergang des Abendlandes? In Nürnberg ist der gerade abgesagt worden, nachdem er wieder einmal von der AfD heraufbeschworen worden war: Benigna Munsi aber ist ein sehr perfektes Nürnberger Christkind, da sind sich bis auf ein paar dumpfe Ausnahmen alle einig.

Das Nürnberger Abendland hat also noch einmal Glück gehabt, das Abendland in Landsberg am Lech dagegen scheint noch in Gefahr zu sein: Die Stadt hat Probleme, überhaupt ein Christkind zu finden. Bis zum Ende der Bewerbungsfrist, die am vergangenen Freitag ablief, zählten die verantwortlichen Christkindbeauftragten im Rathaus exakt null Bewerbungen. Null!

Nun ist es zwar der Nikolaus gewohnt, verdrängt zu werden, in jüngster Zeit vom Weihnachtsmann, in früheren Zeiten vom Christkind persönlich - aber Weihnachten ohne Christkind, das ist in Bayern nicht nur auf vielen Christkindlmärkten schwer vorstellbar. Bevor Coca-Cola in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts den Weihnachtsmann so richtig groß machte, hatte es im Zuge der Reformation ja bereits Martin Luther auf den Nikolaus abgesehen. Mit der Heiligenverehrung konnte Luther naturgemäß wenig anfangen, den gabenbringenden Nikolaus ersetzte er deshalb durch das Christkind, das am 25. Dezember kam und sich - so ändern sich die Zeiten - heute vor allem in katholischen Hochburgen hält: eben in Bayern, und deshalb natürlich auch in Landsberg.

Also haben sie gekämpft am Lech, es hätte ja auch doof ausgesehen, wenn sie am 29. November ersatzweise einen Weihnachtsmann mit Zipfelmütze hätten hinstellen müssen, um den Christkindlmarkt zu eröffnen. Sie haben noch einmal ordentlich die Werbetrommel gerührt, haben auf allen Kanälen geworben - und sind erhört worden. Elf Bewerbungen von Mädchen im Alter zwischen 16 und 18 Jahren sind bis Dienstag eingegangen. Kindlich sollte das Christkind sein, in das Kostüm passen und den Prolog bei der Eröffnung des Christkindlmarktes unfallfrei über die Bühne bringen - mehr wollen sie ja gar nicht bei der Stadt. In den nächsten Tagen soll eine Kandidatin ausgewählt werden. Die Chancen stehen gut, dass eine passende Bewerberin dabei ist. Ein Glück für das Abendland.

© SZ vom 06.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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