Vorratshaltung in Bayern:Für alle Fälle gerüstet, Aiwanger sei Dank

Vorratshaltung in Bayern: Ministerpräsident Markus Söder mit Gesundheitsminister Klaus Holetschek (links) und Europaministerin Melanie Huml zwischen Matratzen und Kissen für ukrainische Kriegsflüchtlinge

Ministerpräsident Markus Söder mit Gesundheitsminister Klaus Holetschek (links) und Europaministerin Melanie Huml zwischen Matratzen und Kissen für ukrainische Kriegsflüchtlinge

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Vor zwei Jahren hat Wirtschaftsminister Aiwanger Matratzen für Corona-Notkliniken gehortet. Jetzt spendet sie Ministerpräsident Söder mit großer Geste für ukrainische Flüchtlinge.

Glosse von Andreas Glas, München

Wo anfangen? Bei Hubert Aiwanger oder bei Markus Söder? Also gut, erstmal Aiwanger. Der Wirtschaftsminister ist ja so etwas wie der Meister Prepper der Staatsregierung. Und weil nicht weit von hier Krieg ist, tut Aiwanger, was ein Mann tun muss, der für jeden Ernstfall gerüstet ist: Er bittet zum Großeinkauf. Zuerst gab er Brüssel und Berlin den Rat, "die Lebensmittellager bis unter die Decke" zu füllen. Dann forderte er, ausreichend Kohlevorräte anzulegen, für den Fall, dass kein russisches Gas mehr fließt. Aiwanger im Einkaufsmodus, war da nicht was?

Ja, da war was. Im Frühjahr 2020, als Seuchensorge plötzlich keine Prepper-Paranoia mehr war, machte sein Ministerium eine Sammelbestellung. Darunter Bettwäsche und Matratzen, 10 000 Stück, oder Wischmopps, 90 000 Stück. Wischmopps, hä? So reagierte die CSU, Koalitionspartnerin von Aiwangers Freien Wählern. Wobei, genau genommen waren es keine Wischmopps, sondern Wischbezüge, um mit Desinfektionsmittel die Böden der Turnhallen zu wischen, die mittels Bettwäsche und Matratzen aus der Aiwanger-Bestellung zu Notfallkliniken umgebaut wurden. Oder besser: werden sollten. Ganz so dramatisch kam es dann ja doch nicht, Mopps und Matratzen verstaubten im Pandemielager des Freistaats, und die CSU spottete über Aiwanger im selben großen Stil wie der Minister eingekauft hatte.

Damit zu Söder. Der CSU-Ministerpräsident hat neulich Fotos auf Facebook hochgeladen, die ihn zwischen Europaletten zeigen, auf denen sich Kartons stapeln. "27 Tonnen an Hilfsgütern aus unserem Pandemielager", schrieb er, für die kriegsgebeutelte Ukraine, die Slowakei, Moldau. Söder ist ja so etwas wie der Spendiermeister der Staatsregierung. Aiwanger räumt das Vorratslager ein, Söder räumt es aus. Aiwanger ruft zum Lebensmittelhorten auf, Söder lässt Weißwürste für 4000 US-Soldaten springen. Nicht falsch verstehen, beide handeln sicher in bester Absicht, darum geht es nicht. Es geht um die Pakete auf Söders Facebook-Fotos. Unter Plastikfolien, klar identifizierbar: Matratzen! Sind das...?

Ja, das sind sie. Aiwangers Matratzen. Erst über die Bettzeugbestellung spotten und dann, nun ja, ins gemachte Bett setzen!? So staunen sie jetzt in Aiwangers Ministerium über die CSU. Und Söder? Sieht das pragmatisch. "Bayern", schrieb er auf Facebook, "hilft von Herzen".

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