Kühe auf der Weide gehören zum oberbayerischen Postkarten-Panorama und vor allem immer noch zur bäuerlichen Landwirtschaft. Wanderer sind aus der Landschaft ebenfalls nicht wegzudenken. Und wenn beide aufeinandertreffen, gibt es gelegentlich Probleme – manchmal sogar mit tödlichem Ausgang. Ende Juni ist eine 40-jährige Frau im Salzburger Land von einer Kuhherde totgetrampelt worden und auch in Bayern sind schon schwere Unfälle passiert.
Dennoch: „Kühe sind keine aggressiven Tiere“, versichert Hans Stöckl vom Almwirtschaftlichen Verein Oberbayern. Vorsichtig sollte man trotzdem im Umgang mit ihnen sein. Damit es zu keinen Unfällen kommt, gibt es einige Regeln zu beachten.
Auf den Wegen bleiben
„An die Wege halten, nicht kreuz und quer laufen, nicht über alle Zäune steigen“, sei laut Stöckl wichtig, um die Almkühe nicht unnötig aufzuscheuchen oder zu beunruhigen. Zwar führen Wanderwege oft über Kuhweiden, aber das stört die Tiere nicht weiter. Sollten die Kühe auf dem ausgewiesenen Wanderweg stehen, sei es sinnvoll auf die anliegenden Wiesen auszuweichen, um den Abstand zu wahren.
Abstand zu den Kühen halten
Zwar sehen Almkühe irgendwie süß aus, wenn sie auf den Wiesen liegen oder friedlich grasen, trotzdem sollte man, besonders mit Kindern, nicht versuchen, sie zu streicheln oder Fotos von sich mit den Kühen zu machen. „Man weiß nie, was die Kühe an einem Tag schon erlebt haben“, sagt Stöckl. Und so eine Kuh ist eben kein Haustier.
Die meisten Kühe, die auf den Almen unterwegs sind, seien Jungvieh. Immer häufiger stehen aber auch Mutterkühe mit ihren Kälbern auf den Almen. „Mutterkühe sind eher aggressiv als Jungvieh, weil sie ihre Kälber beschützen wollen“, erklärt Stöckl. Zu Mutterkühen und ihren Kälbern sollte man also besonders viel Abstand halten und noch vorsichtiger sein.
Hunde an der Leine führen
Die meisten Unfälle mit Kühen und Wanderern passieren, wenn Hunde dabei sind. „Man muss sich bewusst sein, dass Hunde für Kühe, und insbesondere für Kühe mit Kälbern, ein gewisses Gefahrenpotenzial darstellen“, sagt Stöckl. Er empfiehlt, mit Hunden Wanderwege zu vermeiden, die über Kuhwiesen führen.
Kreuzt der Wanderweg dennoch eine Kuhweide, sei es sicherer, die Hunde an die Leine zu nehmen. Wenn Kühe Wanderer mit Hund tatsächlich angreifen sollten, sollten sie den Hund dann aber von der Leine lassen. „Dann muss sich der Hund selbst schützen, weil in der Regel die Tiere dann auf den Hund gehen und die Menschen in Ruhe lassen. Der Hund stellt für die Kühe in erster Linie die Gefahr dar – nicht die Menschen.“
Kühe beruhigend ansprechen
Sollten mehrere Kühe über den Wanderweg laufen, empfiehlt Stöckl, stehenzubleiben und die Arme oder einen Stock langsam zu heben, um sich größer zu machen, „damit die Kühe einen sehen“. Außerdem könne helfen, beruhigend und mit einer tiefen Stimme auf die Kühe einzureden.
Keine hektischen Bewegungen machen und nicht davonrennen
Hans Stöckl betont, dass Wanderer im Regelfall keine Angst haben müssen, über die Almen zu wandern. Wichtig sei dennoch, die Kühe und ihr Verhalten im Auge zu behalten. Heben die Tiere ihre Köpfe und fixieren Wanderer mit ihrem Blick, sei besondere Vorsicht geboten. „Wenn das Rind danach den Kopf senkt, stampft, schnaubt und zum Scharren und zum Brüllen anfängt, dann weiß man, jetzt wird’s gefährlich“, sagt Stöckl.
Dann gelte zwar immer noch: Arme heben und beruhigend auf die Kuh einreden, sich aber langsam zurückziehen und „die Weide hinter dem Zaun verlassen“. Dabei sollten Wanderer hektische Bewegungen vermeiden und nicht einfach auf dem Absatz kehrt machen und davonrennen, sondern langsam den Abstand zwischen sich und den Kühen vergrößern.
Wer Kühe mit Absicht provoziert, der muss freilich mit einem Angriff rechnen. Vor ein paar Jahren machte ein seltsamer Tiktok-Trend Schlagzeilen, als Menschen gezielt auf Weiden gingen, um dort mit ruckartigen Körperbewegungen und lauten „Kulikitaka“-Rufen Kühe zu erschrecken und das dann zu filmen. Wenig überraschend ist das nicht immer lustig ausgegangen.
Um Hilfe rufen und sich verteidigen
Zeigt eine Kuh bereits aggressives Verhalten, hält es Stöckl für sinnvoll, um Hilfe zu rufen: „Die Almhütte ist normalerweise nicht weit und wenn man da auf sich aufmerksam macht und der Almbauer kommt, dann kann der helfen, weil er weiß, wie er mit den Tieren umgehen muss.“ Im absoluten Notfall könnten Wanderer sich auch mit einem Stock vor Kühen verteidigen, indem sie ihnen gezielt auf die Nase hauen. Dort sind Kühe besonders empfindlich.
Anderen Wanderern helfen
Wenn man beobachtet, dass andere Wanderer von Kühen angegriffen werden, sollte man unbedingt versuchen zu helfen, sagt Stöckl. Entweder man gibt bei der nächstgelegenen Almhütte Bescheid oder man wählt den Notruf.
„Soweit man sich traut, kann man auch selbst einschreiten und da mit einem Stock die Tiere versuchen zu vertreiben.“ Das sei jedoch situationsabhängig und es käme darauf an, wie erfahren man im Umgang mit Kühen ist. Ohne „Kuherfahrung“ empfiehlt Stöckl, sich von der Situation fernzuhalten und anderweitig Hilfe zu holen, bevor man sich selbst in Gefahr bringt.