Wenn so gar nix mehr geht im Sommer, kommt von irgendwo eine Kuh daher. Das ist für die Tiere selbst nicht immer glücklich, dafür aber Muh-se (Pardon!) für all jene, die dringend ein paar Zeilen füllen müssen. Und so müsste man dem Exemplar, das jüngst in Ramsau für Schlagzeilen sorgte, stellvertretend für seine Gattung einen Medienpreis fürs Lebenswerk verleihen. "Kuh erfrischt sich in Pool", meldete Sat 1 am Dienstag. Dem Beitrag zufolge war "Violette" in ein Becken gesprungen, ohne sich vorher Gedanken über das Herauskraxeln zu machen. Also rückte die Feuerwehr an und hievte sie per Kran aufs Trockene.
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Inwiefern Violette freiwillig sprang oder nicht vielmehr ein Unglücksfall vorliegt, ist freilich die Frage. Der Mensch neigt ja dazu, Tieren menschliche Absichten und Denkmuster zu unterstellen. Trotzdem ist die Idee vom selbstbestimmten Rindviech faszinierend. Als Paradebeispiel gilt "Yvonne", die sich 2011 monatelang vor ihrem Bauern im Wald versteckte. Spätestens seitdem hat die Kuh samt ihren Lokalpossen einen festen Platz in jeder Lückenfüller-Rubrik. Diesen Kuh-Effekt scheint ausweislich der Nachrichten der vergangenen Wochen auch die Politik erkannt zu haben: Da setzte tatsächlich der stellvertretende Ministerpräsident sich und seine Pressestelle in Bewegung, um vor versammelter Medienschar (und Kuhherde) einem Landwirt 130 Euro zu überreichen, damit der ein Bußgeld wegen von Kuhfladen verdreckter Straßen nicht aus eigener Tasche begleichen muss. Von einem "der meistbesuchten Pressetermine in der Geschichte des bayrischen Wirtschaftsministeriums", schrieb hernach Die Welt.
Auf die Kuh ist also in jeder Hinsicht Verlass, ganz anders als zum Beispiel auf die beißwütige Schnappschildkröte. Die ist im Sommer ebenfalls bei all denen beliebt, die mal wieder etwas melden müssten, ziert sich aber gerne. Auch um jenes Reptil, das Ende Juli im Chiemgau das Aschauer Naturbad unter großem Hallo unsicher machte, ist es bemerkenswert still geworden - was vielleicht auch daran liegt, dass es sich bei ihm laut investigativen Bild-Recherchen um gar keinen gefährlichen Zeitgenossen handeln könnte, sondern um die von einer Anwohnerin vermisste Chinesische Dreikielschildkröte "Moritz".