Verzögerung bei Kommunalwahlen:Wenn es ein bisschen länger dauert

Beginn der Erlanger Bergkirchweih

Das Anzapfen des ersten Fasses bei der Bergkirchweih gehört zu den Kernkompetenzen eines Erlanger Oberbürgermeisters. Florian Janik kann's.

(Foto: Nicolas Armer/dpa)

Erlangen erfährt erst einen Tag nach der Wahl, dass OB Janik im Amt bleibt. In Franken bildet sich unterdessen eine rote Städteachse - und in Regensburg zählt man immer noch.

Von Andreas Glas und Olaf Przybilla

Am Montag, um 12 Uhr mittags, trat Wahlleiter Walter Boeckh auf den Innenhof des Neuen Rathauses in Regensburg. Warum er das tat, war zunächst nicht ganz klar. Boeckh stehe "für O-Töne zur Verfügung" hieß es wolkig in der Mitteilung, in der die Stadt zu diesem Pressetermin lud. Immerhin: Dass der Termin mit der OB-Stichwahl zwischen Astrid Freudenstein (CSU) und Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) zu tun hat, konnte man der Mitteilung entnehmen. Man durfte also gespannt sein auf den Auftritt des Wahlleiters. Wird er die Siegerin bekanntgeben? Wenigstens einen Zwischenstand, wer bei der Auszählung gerade vorn liegt? Boeckh trat also auf den Innenhof, vor die Kameras und Mikrofone. Und als er wieder ging, war immer noch einiges unklar. Fest stand nur: Ein Ergebnis der OB-Stichwahl wird es am Montag nicht geben.

Bereits vor einer Woche hatte die Stadt bekannt gegeben, dass die Stimmen nicht wie gewohnt am Sonntag ausgezählt werden. Um die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus zu reduzieren, werde die Stadt keine Wahlhelfer einsetzen, sondern nur einen kleinen Kreis eigener Mitarbeiter. Die Auszählung sollte erst Montagfrüh beginnen, wenn die städtischen Mitarbeiter ihren Dienst antreten. Dass die aber am Montagmittag noch nicht mal angefangen hatten zu zählen, war dann doch eine Überraschung. Man sei noch damit beschäftigt, die Stimmzettel auf Gültigkeit zu prüfen, sagte Boeckh. Auszählen werde man nun doch erst am Dienstag. Die Regensburger müssen sich also weiter gedulden, bis sie erfahren, wer ihre neue OB wird.

Ganz anders in Franken. Da war nach dem ersten Kommunalwahlgang Fürths OB Thomas Jung vor die Kameras getreten, er wirkte angefasst. Offenbar aber war er es nicht nur vom eigenen Ergebnis, den fast unwirklich anmutenden 72,9 Prozent. Jung fühlte sich auch zurückversetzt in die "wunderschönen Zeiten der Sozialdemokratie", immerhin sei nun wieder eine rote Städteachse in Kernfranken möglich: Schwabach, Fürth, Nürnberg, Erlangen, Forchheim, Bamberg. Inzwischen wird deutlich: Jungs Traum war alles andere als unrealistisch. Fürth ist ohnehin rot, Bamberg und Schwabach werden auch von Sozialdemokraten regiert und seit Montag - auch in Franken wollte man zum Teil erst am Tag nach der Wahl auszählen - ist überdies klar: Die roten Rathauschefs von Forchheim und Erlangen haben auch ihre Posten verteidigt. Fehlte nur Nürnberg für eine rote Städteachse. Ausgerechnet.

Seit es Florian Janik in der Universitätsstadt Erlangen 2014 gelungen ist, dem etablierten und landesweit beachteten CSU-OB Siegfried Balleis das Amt streitig zu machen, glauben manche in der Bayern-SPD, Janik könne auch über die Pegnitz laufen. Da mag die Stichwahlsieg mit 54, 5 Prozent gegen den CSU-Mann Jörg Volleth eher mager aussehen, zumal die Grünen sich klar für Janik ausgesprochen hatten. Aber man soll sich nicht irren: Das Erlanger Publikum ist streit- und diskussionslustig. Man zofft sich leidenschaftlich, wenn ein historischer Klinikbau abgerissen werden soll, und die Leserbriefspalten sind auch prall gefüllt, wenn die Stadt die sogenannten Gärten des Grauens - private Steinwüsten also - einschränkt. Vor allem aber finden sich viele, die eine Straßenbahn von Nürnberg über Erlangen nach Herzogenaurach zwar prinzipiell gut finden. Es aber noch besser fänden, wenn diese für einen Bruchteil der Kosten und nicht quer durch die Stadt und schon gar nicht über ein Landschaftsschutzgebiet geführt werden würde.

Janik mag gerade den größten Stadtumbau seit 1945 an der Backe haben - Siemens zieht vom Zentrum in den Stadtsüden -, geschont wird er deshalb nicht. Und da hat ein Gegenbewerber immer Chancen. Zumal Volleth die Straßenbahnskeptiker hinter sich zu bringen wusste. Insofern sicher kein glorreicher Triumph für Janik - eine Enttäuschung aber schon gar nicht.

In Forchheim ist das alles ziemlich ähnlich. Auch da wurde der sozialdemokratische OB Uwe Kirschstein im Amt bestätigt, auch da muss sich der CSU-Herausforderer Udo Schönfelder geschlagen geben. Auch da fiel der Sieg mit 55,3 Prozent der Stimmen nicht grandios für einen Amtsinhaber aus, aber auch nicht wirklich knapp. Erlangen und Forchheim liegen zwar in unterschiedlichen Regierungsbezirken, aber ansonsten sind die beiden benachbarten Siemensstädte in Mittel- und Oberfranken eben doch sehr vergleichbar.

In Aschaffenburg ist alles etwas anders, aber das weiß man in Bayern ja, wenn man die Einheimischen nur sprechen hört. Ein paar eherne Regeln gibt es in Aschaffenburg: Wein wird dort nicht nur aus Trauben, sondern mit Vorliebe aus Äpfeln gemacht. Das Abitur kommt aus Bayern, das Geld aus Frankfurt, die Sprache aus Mainz. Und der Oberbürgermeister ist ein Sozialdemokrat, wobei sich die Aschaffenburger gerne leisten, der CSU - wohl aus Gründen der Gerechtigkeit - im Stadtrat die Mehrheit zu geben. Dass der Nachfolger von OB Klaus Herzog, der die Stadt 20 Jahre lang regiert hat, erneut ein Sozialdemokrat sein würde, das hat kaum jemand in Zweifel gezogen. Praktischerweise wurde aus Herzog einfach ein Herzing: Der Leiter des städtischen Krisenstabs Jürgen Herzing wurde mit 66,1 Prozent der Stimmen gewählt. Seine Gegenkandidatin Jessica Euler, bislang OB-Stellvertreterin, fanden zwar viele auch wählbar. Aber sie ist eben von der CSU.

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