Corona-Tests:Her mit dem Lolli

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Nach Ansicht von Fachkräften sollen in Kitas Kinder und auch Mitarbeiter regelmäßigen PCR-Tests unterzogen werden. Die Staatsregierung sieht allerdings logistische Probleme.

Von Florian Fuchs, Augsburg

Die Lockerungen bei den Quarantäneregeln für Kindertagesstätten, die die Staatsregierung am Dienstag beschlossen hat, findet Lisa Pfeiffer gut. "Es ist wichtig für die Entwicklung der Kinder, wenn sie möglichst einen geregelten Alltag haben", sagt die Erzieherin. Als zweite Vorsitzende des Verbands Kita-Fachkräfte Bayern übt sie aber auch Kritik: Es sei nicht nachzuvollziehen, warum nur über Luftfilteranlagen in Schulen, nicht aber in Kindertageseinrichtungen diskutiert werde. Außerdem, sagt Pfeiffer, brauche es in Krippen und Kindergärten dringend PCR-Lollitests. Sozialministerin Carolina Trautner (CSU) hat diese Art der Testung für Kitas vorerst ausgeschlossen - weitere Kita-Verbände wie auch die Opposition im Landtag kritisieren diese Entscheidung.

Trautner verkündete am Dienstag, dass die Quarantäneregelungen in Kitas wie auch in der Schule gelockert würden. Wenn ein Kind positiv getestet wird, soll künftig nicht mehr die ganze Gruppe in Quarantäne gehen. Die lokalen Gesundheitsämter sollten vielmehr individuelle Risikobewertungen erstellen, die die Räumlichkeiten, das Betreuungskonzept und andere Faktoren berücksichtigen. So könnten enge Kontaktpersonen definiert werden, die dann in Quarantäne müssten. Nach dem fünften Tag dürften sich Verdachtsfälle wieder frei testen. PCR-Pooltests lehnt Trautner aus logistischen Gründen ab. Man könne die Testergebnisse nicht überall noch am selben Tag bekommen. Stattdessen gibt es weiter ein Gutscheinsystem, wonach Eltern in Apotheken kostenlos Selbsttests erhalten.

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Pfeiffer vom Verband Kita-Fachkräfte dagegen bezeichnet die sogenannten Lollitests als kindgerechter. Den Kindern wird dabei ein Abstrich aus dem Mund genommen. "Das könnte man gut umsetzen, und das sollte aus unserer Sicht auch verpflichtend werden, wie auch für Mitarbeiter", sagt Pfeiffer. Auch der evangelische Kitaverband Bayern sowie der Verband katholischer Kindertageseinrichtungen Bayern fordert das Sozialministerium seit Monaten auf, Lollitests einzuführen. "Die jetzige Teststrategie, die beibehalten werden soll, zieht unserer Meinung nach einen hohen Verwaltungsaufwand nach sich und ist vergleichsweise unsicher", sagt Maria Magdalena Hellfritsch vom katholischen Verband. Der Verzicht auf die Lollitests sei "relativ gewagt", zumal man in anderen Bundesländern schon sehe, dass sich noch einmal ein Schub in der Pandemie aufbaue. In Krippen wie Kindergärten sei der Kontakt der Kinder untereinander und mit den Mitarbeiterinnen deutlich enger als in den Grundschulen - und damit das Infektionsrisiko sicher nicht geringer.

"Es ist ziemlich schwach zu sagen, wir fahren das System nicht hoch, weil es logistisch zu schwierig ist", ärgert sich auch Doris Rauscher, familienpolitische Sprecherin der Landtags-SPD. Sie bekomme zahlreiche Rückmeldungen von Eltern, die kein gutes Gefühl haben, ihre Kinder unter den jetzigen Bedingungen in die Einrichtungen zu bringen. Aus ihrer Sicht tut die Staatsregierung nicht genug dafür, um die Kindertagesstätten möglichst offen zu halten. Rauscher fordert zudem eine Testpflicht für ungeimpfte Erzieherinnen und andere Kita-Mitarbeiter. "Praxisnahe Lösungen wären erwünscht", moniert auch Johannes Becher, bei den Grünen im Landtag für frühkindliche Bildung zuständig. Es sei nicht nachzuvollziehen, warum Lollitests in anderen Ländern wie in der Grundschule angeboten würden, es in Kitas aber an logistischen Gründen scheitern solle. "Logistik ist eine Frage der Organisation. Wenn man mal ins Machen kommt, bekommt man auch die verschiedenen Träger in Bayern unter einen Hut."

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Hellfritsch vom Verband katholischer Kindertageseinrichtungen berichtet von verschiedenen Elterninitiativen, die eigene Lösungen suchen, weil sie mit dem Weg der Staatsregierung unzufrieden sind. Ein Pilotprojekt etwa organisiert Wolfgang Schramm, emeritierter Professor für Innere Medizin, Blutgerinnungslehre und Transfusionsmedizin an der LMU München. Damit seine Enkel sicher in die Kita gehen können, hat er in mehreren Münchner Kitas ein privates PCR-Pooling organisiert. Dabei werden Proben aller Kinder einer Gruppe zusammen ausgewertet. Ist eine Poolprobe positiv, können die Proben einzeln ausgewertet und so das kranke Kind identifiziert werden. "Das ist sicherer als die Antigen-Tests und wir haben eine Früherkennung der asymptomatischen Fälle", sagt Schramm. Die Eltern organisieren sich selbst und bringen die Proben zum Labor. Seiner Rechnung nach käme das System auf Kosten von 40 Euro pro Kind und Monat. All seine Anfragen an Behörden und Ministerien seien jedoch bislang unbeantwortet geblieben.

© SZ vom 09.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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