Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) will konsequenter gegen den Wolf vorgehen. Bei der Hauptalmbegehung am Mittwoch bei Mittenwald forderte sie eine erneute Diskussion um den strengen Schutzstatus des Wolfs. Sie erwarte dabei auch Unterstützung aus Berlin und Brüssel. "Wir brauchen europaweit eine Neubewertung des Themas, deshalb sind Bundesregierung und die neue EU-Kommission gefordert", sagte Kaniber. "Die Wölfe kennen keine Grenzen, ihre Zuwanderung können die EU-Staaten nur gemeinsam lösen."
Nur gut 30 Kilometer entfernt, jenseits der österreichischen Grenze in Sellrain in Tirol, hatten Pilzsucher am Vortag ein verwestes Tier ohne Kopf entdeckt - den Behörden zufolge "mit hoher Wahrscheinlichkeit" ein Wolf. Zuvor waren mehrere Schafe gerissen worden. Die Behörden ermitteln. Die Naturschutzorganisation WWF verurteilte die Tat und sprach von einem "mutmaßlichen Akt der Selbstjustiz".
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Die Parteien sind der Meinung, dass Wölfe und Weidetierhalter nicht zusammenleben können.
Besonders die Almbauern fürchten die Rückkehr des Wolfes, weil sie ihr Vieh im unwegsamen Gelände nur schwer schützen können. Kaniber sagte, die Weidehaltung habe im Alpenraum eine herausragende Bedeutung für den Erhalt von Kulturlandschaft und Artenvielfalt, zudem sei sie besonders tierwohlgerecht.
Bayern hatte im März einen Aktionsplan in Kraft gesetzt, der im Einzelfall - nach strenger Prüfung und wenn der Wolf Schaden angerichtet hat - einen Abschuss zulässt. "Unser bayerischer Aktionsplan Wolf kann nicht der Schlusspunkt sein", sagte Kaniber nun. Auch die von der Bundesregierung als "Lex Wolf" geplante Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes reiche nicht aus. Das EU-Recht lasse mehr Spielraum. Ziel müsse sein, unabhängig von Rissen und Schäden einen Regulierungsplan aufzustellen.
Der Almwirtschaftliche Verein Oberbayern verlangt gar wolfsfreie Zonen. "Unsere Forderung ist, dass Gebiete, in denen hohe Weidedichte herrscht und in denen man Flächen nicht schützen kann, zu wolfsfreien Gebieten erklärt werden, in denen man den Wolf nicht duldet", sagt Geschäftsführer Hans Stöckl. Dort soll nach den Vorstellungen der Almbauern das streng geschützte Tier vergrämt, gefangen oder abgeschossen werden dürfen, noch bevor Weidetiere gerissen wurden.