In letzter Zeit entstand ja der Eindruck, das Thema Ernährung sei im Zuge einer heimlichen Kabinettsumbildung dem Geschäftsbereich Staatskanzlei zugeschlagen worden. Schon viel wurde über all das geschrieben, was Ministerpräsident Markus Söder (CSU) unter Hashtags wie #soederisst in den sozialen Medien präsentiert - und gerätselt, was das soll. Garantiert dient es nicht der Selbstdarstellung, sondern der Unterstützung heimischer Produkte. Am Mittwoch gab es übrigens Kalbskopf; zuletzt auch häufig Spargel, den "Spargelschock" befürchtet Söder nur, wenn's um Windräder geht. Nun legt die eigentlich zuständige Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) nach: mit dem "Heimatteller".
Bis 2025 sollen in staatlichen Kantinen mindestens 50 Prozent der Zutaten aus regionaler und ökologischer Erzeugung stammen, als Vorbild. Mit der Aktion "Heimatteller" will Kaniber nicht nur Appetit auf regionale Lebensmittel machen, sondern diese sichtbar für die Gäste, hieß es nach dem Start in einer Firmenkantine am Mittwoch. Eben bei 50 Prozent aus bayerischer Produktion werde ein Mittagessen zum "Heimatteller", erkennbar über ein Logo.
Eine tolle Sache, argentinisches Steak mit mexikanischen Avocados war unter Klimagesichtspunkten noch nie eine sonderlich kluge Wahl. Und doch kommt da wieder Söder ins Spiel. Um Kantinen kümmerten sich durchaus schon Kanibers Vorgänger, neu ist das demonstrative Motto. Erst am Montag erklärte Söder, was die CSU bis zur Landtagswahl ausstrahlen will: eben Heimat, ein "Bayerngefühl". Vielleicht gibt es 2023 ja manche Bauchentscheidung.