Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) will sich bei der EU-Kommission für eine Härtefallregelung für Bio-Bauern einsetzen, die die Weidepflicht der EU für ihre Rinder nicht erfüllen können. Das hat Kaniber mit den Ökoverbänden Bioland, Naturland, Biokreis und Demeter verabredet. Die Härtefallregelung soll für Bio-Betriebe gelten, die beispielsweise mitten im Ort liegen und deshalb ihren Kühen und Jungrindern keinen Zugang zu einer Weide ermöglichen können.
Vor allem in Franken gibt es eine Reihe solcher Bio-Höfe. Sie werden zumeist von älteren Landwirten geführt, die keine Möglichkeit sehen, zum Ende ihres Berufslebens zum Beispiel in einen Aussiedlerstall zu investieren, von dem aus dann die Rinder ohne Probleme auf eine Weide könnten. Sollte die EU strikt an der Weidepflicht festhalten, wären solche Bauern gezwungen, die Bio-Landwirtschaft aufzugeben. Schätzungen zufolge könnten bayernweit einige Hundert Bio-Bauern betroffen sein. Für sie strebt Kaniber nun eine Härtefallregelung an, damit sie nicht vorzeitig aus der Bio-Tierhaltung aussteigen müssen.

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In dem Zusammenhang machte Kaniber allerdings ebenfalls klar, dass sie die Weidepflicht für Bio-Betriebe grundsätzlich für richtig hält. „Die Weidehaltung ist zentraler Bestandteil des Öko-Landbaus“, sagte die Ministerin. „Sie sorgt für gesunde Tiere und fördert die Artenvielfalt.“ Außerdem betonte Kaniber, dass die Weidepflicht in der Öko-Landwirtschaft schon seit Jahren vorgeschrieben ist. Überdies habe sich seit Langem abgezeichnet, dass die EU-Kommission keine Ausnahmen mehr davon zulassen wird, wie sie gerade in Bayern weit verbreitet waren. Deshalb warnte die Ministerin alle Bio-Bauern, die derzeit die Weidepflicht noch nicht erfüllen, eindringlich davor, „sich nun zurückzulehnen und darauf zu hoffen, dass es nochmals generelle und umfangreiche Ausnahmeregelungen geben wird“. Wer seinen Tieren noch keine Weide anbieten könne, „muss sich jetzt dringend auf den Weg machen“.
Kaniber hatte sich bisher aus der Debatte weitgehend herausgehalten. Der Bayerische Bauernverband mit seinem Präsidenten Günther Felßner an der Spitze hatte zuletzt lauthals beklagt, dass mit der Weidepflicht das Ziel des Freistaats, wonach bis 2030 30 Prozent der Agrarfläche in Bayern ökologisch bewirtschaftet werden sollen, in weite Ferne rücke.