Die bayerischen Jusos, also der Nachwuchs der SPD, haben einen neuen Vorsitzenden - und senden ein freundlicheres öffentliches Signal an die Spitze ihrer Mutterpartei als zuvor. Es sei kein Geheimnis, "dass der Dialog zuletzt schwierig war", sagte der neue Juso-Chef Benedict Lang am Montag der SZ. "Aber unsere Türen und Chats stehen offen." Den Jusos werde oft aus der Partei heraus und medial die Rolle zugeschrieben, "draufzuhauen und zu pöbeln. Doch Politik ist kein Rollenspiel". Man werde um Beteiligung an einem inhaltlichen Erneuerungsprozess der Bayern-SPD kämpfen. Personelle Änderungen bei den Parteichefs Florian von Brunn und Ronja Endres, wie sie von den Jusos in der Vergangenheit ins Spiel gebracht wurden, sollen dafür zunächst hintangestellt werden.
"Wir wollen zuerst eine Perspektive für die Partei und werden dann diskutieren, ob die aktuelle Spitze in der Lage ist, diese Perspektive auch umzusetzen", heißt es in einem Antrag, den die Jusos am Wochenende in Nürnberg beschlossen. Dort wurde Benedict Lang zum Vorsitzenden gewählt. Der 28-Jährige war schon davor im Juso-Vorstand, zudem lange Chef der Münchner Gliederung. Die bisherige Juso-Chefin Reka Molnar war mit Blick auf die auch mentale Belastung des Amtes nicht mehr angetreten.
Das Verhältnis zwischen Jusos und Parteiführung galt vergangenes Jahr als nahezu zerrüttet. Zuerst trat SPD-Generalsekretär Arif Taşdelen zurück, nachdem ihn die Jusos wegen nie richtig geklärter Vorwürfe zur Persona non grata erklärt hatten. Nach der Landtagswahl mit historischem Tief der SPD (8,4 Prozent) forderten sie nicht nur einen inhaltlichen Neustart, womit vor allem ein dezidiert linkes Profil gemeint ist, sondern wollten auch "personelle Fragen diskutieren". Intern soll Florian von Brunns Rücktritt, der trotz der Wahlschlappe Partei- und Fraktionschef blieb, auch direkt gefordert worden sein. In SPD-Kreisen wird den Jusos Neigung zum Krawall nachgesagt, deren geforderter Linksrutsch würde demnach der SPD noch mehr zusetzen - da er bürgerliche Wähler vollends verprelle.
Die inhaltliche Neuausrichtung dürfe nicht nur wahltaktisch erfolgen, sagt Lang, sondern nach Überzeugungen. Der in Nürnberg beschlossene Antrag spricht von "Lethargie" unter vielen Genossinnen und Genossen, "nach wie vor fehlt eine echte Zukunftsvision für die Partei". Die Jusos wollen als Plattform "die progressiven Kräfte" in der SPD vernetzen und das Ergebnis "als konkrete Perspektive" bei einem Parteitag im Herbst einbringen. Zudem fordern sie einen Prozess für ein Grundsatzprogramm der Bayern-SPD.