Seit jeher besitzen bayerische Spitzenpolitiker die Gabe, durch kräftige Wortwahl Wellen der Empörung loszutreten. Aktuell ist das wieder beim Gezänk um die Heizungen zu beobachten, und dabei überrascht es keineswegs, dass plötzlich uralte klischeehafte Vorstellungen über Bayern und seine Bewohner aufflackern. Das gehört irgendwie zur Folklore des Landes. Mancher Spott klingt so ähnlich wie jener, mit dem der Publizist Johann Kaspar Riesbeck anno 1783 seinen Bruder in Paris erheiterte. In Bayern gebe es "mitunter die drolligsten Figuren der Welt", schreibt Riesbeck in seinem Brief und fährt fort, die Bewohner hätten aufgedunsene Wänste, kurze Stampffüsse und schmale Schultern, "worauf ein dicker runder Kopf mit einem kurzen Hals sehr seltsam sitzt".
Geschichte:Im Land der Bier- und Adlernasen
In der Stube geht es wild zu, wenn der Opa seine Tanzkünste vorführt. Ungefähr so darf man sich das alte Bayern vorstellen - jedenfalls in der Darstellung des Malers Franz von Defregger.
(Foto: Yogi Black/mauritius images)Der Schriftsteller Johann Pezzl reiste Ende des 18. Jahrhunderts durch Bayern. Seine Beobachtungen sind humorvoll, aber wenig schmeichelhaft - und gelten zum Teil noch heute.
Von Hans Kratzer
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