Süddeutsche Zeitung

Kritik an Führungsstil:Für Jägerpräsident Weidenbusch könnte es bald eng werden

Bayerns Jäger streiten wieder einmal um ihr Oberhaupt, sogar eine Abwahl scheint möglich. Dabei werden sie dringend in den Wäldern gebraucht. Ein Zwischenruf.

Kolumne von Christian Sebald

Sicher, man könnte es sich einfach machen und den Jägern zurufen: Selber schuld, warum habt ihr mit Ernst Weidenbusch einen zum Präsidenten des Bayerischen Jagdverbands (BJV) gewählt, von dem man weiß, dass er polarisiert? Jetzt habt ihr das Debakel. Aber das haben die Jäger nicht verdient. Schon allein deshalb, weil sie viel zu wichtig sind, als dass sie sich in wüsten Streitereien um den Umgang miteinander und den Führungsstil ihrer Oberen ergehen sollten. Wenn es in Zukunft einigermaßen stabile Wälder in Bayern geben soll, braucht es die Jäger. Wer sonst soll in der Klimakrise dafür sorgen, dass in ihnen das Wild nicht überhand nimmt?

Doch was tun die Jäger? Sie beschäftigen sich wieder einmal mit sich selbst. Respektive mit ihrem Präsidenten, dem CSU-Landtagsabgeordneten Weidenbusch. Der Vorwurf: Weidenbusch pflege einen extrem rüden Umgang mit allen Ehren- und Hauptamtlichen im BJV, die eine andere Weltsicht als er haben. In der Geschäftsstelle sollen schon eine ganze Reihe Hauptamtlicher gekündigt haben, weil sie das nicht länger hinnehmen wollten. Weidenbusch, der erst seit knapp zwei Jahren Jägerpräsident ist, dementiert natürlich alles entschieden.

Die Querelen haben etwas von einem Déjà-vu. Schon Weidenbuschs Vorgänger Jürgen Vocke war wegen seines Führungsstils und Finanzgebarens heftig umstritten. Zuletzt trat Vocke deshalb ab. Weidenbusch versprach einen modernen und vor allem transparenten BJV. Und er wollte die Jäger aus der Isolation gegenüber den Förstern, Waldbesitzern, Naturschützern und Bauern holen. Denn mit denen, respektive deren Organisationen hatte sich der BJV im Lauf der Zeit ebenfalls gründlich zerstritten.

Inzwischen sagen viele im BJV, dass aus den Versprechen nicht nur nichts geworden sei. Sondern dass die Misere schlimmer sei denn je. Anders als bei Vocke sei bei Weidenbusch aber nicht mit einem Rücktritt zu rechnen. Deshalb arbeiten angeblich eine Reihe Jäger auf dessen Abwahl hin. Das könnte nur auf einer außerordentlichen Landesversammlung geschehen.

Die formale Hürde dafür ist gar nicht so hoch: Zehn Prozent der BJV-Kreisgruppen müssen sie schriftlich einfordern. Bei seiner letzten Wahl zum Jägerpräsidenten holte Weidenbusch nur 318 Stimmen. 273 entfielen auf einen Gegenkandidaten, 31 Delegierte enthielten sich. Es könnte bald eng werden für den Jägerpräsidenten.

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