Politik:Aiwanger will den Dauerstreit der Jäger beenden

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Jägerpräsident Ernst Weidenbusch ist wegen seines Führungsstils im Jagdverband umstritten. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Der Vize-Ministerpräsident hat für Donnerstag ein zweistündiges Krisentreffen anberaumt. Aktuell geht es bei den Querelen um den Rauswurf des Neuburger Jagdschutzvereins aus dem Jagdverband.

Von Christian Sebald

Es ist gerade einmal zwei Monate her, da hatte Vize-Ministerpräsident und Jagdminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) den notorisch zerstrittenen bayerischen Jagdverband (BJV) aufgerufen, die Querelen und Zerwürfnisse zu beenden und an einem Strang zu ziehen. "Wir dürfen uns nicht länger gegenseitig das Leben schwer machen", erklärte Aiwanger unter dem Applaus der Delegierten auf dem Landesjägertag des BJV in Weiden. Der BJV müsse nach innen und nach außen handlungsfähig sein. Zugleich kündigte Aiwanger an, dass er die verfeindeten Parteien zu einer Aussprache einladen werde. An diesem Donnerstag findet nun das Treffen im Wirtschaftsministerium statt. Laut Einladung hat Aiwanger dafür zwei Stunden angesetzt.

Die Aussprache dürfte nötiger sein denn je. Denn von der Geschlossenheit, die Aiwanger auf dem Landesjägertag in Weiden von den Jägern eingefordert hatte, ist keine Spur. Im Gegenteil. Die Streitereien, in denen es vor allem um den Führungsstil des Jägerpräsidenten und CSU-Politikers Ernst Weidenbusch und seiner Gefolgsleute im Präsidium geht, sind weiter eskaliert. Aktuell geht es um den Ausschluss des Jagdschutzvereins Neuburg an der Donau aus dem BJV Mitte April. Eine ganze Reihe von Jägern sprechen von einem "beispiellosem Willkürakt". Im BJV kursiert ein zweiseitiges Schreiben, in dem deshalb ein verbandsinternes Disziplinarverfahren gegen Weidenbusch und den BJV-Vize-Präsidenten und Freie-Wähler-Politiker Roland Weigert gefordert wird. Die beiden gelten als die treibende Kraft hinter dem Ausschluss. Das Pikante: Weigert ist Mitglied des Neuburger Jagdschutzvereins.

Grund für den Rauswurf des Neuburger Jagdschutzvereins aus dem BJV ist dessen neue Satzung beziehungsweise eine kleine Passage darin, in der es darum geht, dass der Jagdschutzverein auch Mitglied in anderen Vereinen und Organisationen als dem BJV sein kann, wenn dessen Mitglieder es wollen. "Wir wollten uns damit die Möglichkeit eröffnen, noch besser mit Partnern zu kooperieren, als wir es eh schon tun", sagt die Vorsitzende des Neuburger Jagdschutzvereins, Christine Liepelt. "Das ist überhaupt nichts Besonderes, solche Formulierungen haben viele Jägervereine in ihren Satzungen." Auch vereinsrechtlich sei die Passage unproblematisch, zumal man eigens eine Anwältin damit befasst habe. Intern sei die neue Satzung ebenfalls unumstritten. Das einzige Mitglied der Neuburger Jäger, das an ihr Anstoß genommen habe, sei BJV-Vize Weigert.

Aus Sicht der BJV-Spitze haben die Neuburger Jäger mit der Satzungsänderung indes ihre "Mitgliedschaft im BJV zur Disposition" gestellt. So kann man es in einer Meldung des BJV nachlesen. Dort heißt es auch, dass dies der Satzung des BJV widerspricht. BJV-Vize Weigert nennt den Ausschluss deshalb "alternativlos". "Wer trotz mehrfachem Hinweis zu verbandsrechtlichen Folgen mit Wissen und Wollen einen Bruch mit dem Verband in Kauf nimmt, muss die Konsequenzen tragen", sagt er. Die Neuburger Vereinschefin Liepelt weist die Vorwürfe kategorisch zurück und sieht sich und ihren Verein nach wie vor als Mitglied im BJV - allein schon, weil "wir ja nie aus dem BJV austreten wollten", wie sie sagt.

Die Kritiker sprechen von Brüllattacken und maßlosen Drohungen

Seit Weidenbusch im Dezember 2020 zum BJV-Präsidenten gewählt worden ist, versinkt der Verband im internen Dauerclinch. Die Kritiker werfen dem Präsidenten und seiner engsten Umgebung Brüllattacken, maßlose Drohungen und willkürliche Hausverbote in der BJV-Geschäftsstelle in Feldkirchen vor. Dazu gibt es Nachrichten von Kündigungen teils langjähriger Mitarbeiter, die nach ihren Worten das Gebaren von Weidenbusch nicht länger hinnehmen wollen. Außerdem hat offenbar eine ganze Reihe Jäger den BJV aus Unzufriedenheit über die Führungsspitze verlassen. Und gegenüber anderen Organisationen, dem Waldbesitzerverband oder dem Bauernverband zum Beispiel, gilt der BJV als völlig isoliert. Dabei vertritt er eigenen Angaben zufolge ungefähr 50 000 Jäger. Und trotz allen Streits konnten sich Weidenbusch und seine Mannschaft bisher stets behaupten, wenn auch nur knapp.

Das Wirtschaftsministerium reagiert nicht auf Anfragen zu dem aktuellen Krisentreffen von Aiwanger und den BJV-Vertretern. BJV-Präsident Weidenbusch hingegen begrüßt die Initiative des Vize-Ministerpräsidenten, der in Jäger-Kreisen als sein prominentester Unterstützer gilt. "Nur gemeinsam und ohne persönliche Animositäten und Rachefeldzüge" könnten die Beteiligten im Verband die wichtige Interessenvertretung für Bayerns Jägerschaft sein, die in Politik und Öffentlichkeit gehört und respektiert werde, sagte Weidenbusch der Nachrichtenagentur dpa. "Insofern gehen wir davon aus, dass wir es schaffen, konstruktiv alle Differenzen auszuräumen und freuen uns auf den fachlichen Input aller Beteiligten."

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