Infrastruktur:Bayern hinkt international beim Breitbandausbau hinterher

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Der Breitbandausbau in Bayern scheint nun voranzugehen. In einigen Jahren sollen 99 Prozent aller Haushalte ein schnelles Internet haben.

(Foto: Hartmut Pöstges)
  • In Deutschland nimmt Bayern beim Breitbandausbau zwar eine führende Rolle ein.
  • International sind andere Länder aber deutlich besser: In Schweden macht Glasfaser 66,6 Prozent aller Festnetz-Breitbandanschlüsse aus, in Südkorea sogar 80,4 Prozent.
  • Ein Großteil der Kommunen haben bereits in Bayern eine Förderung beantragt.

Von Maximilian Gerl

Heimatminister Albert Füracker (CSU) hat am Donnerstag vor allem frohe Botschaften im Gepäck. "Heute ist ein ganz guter Tag", sagt er, gestern habe er noch Förderbescheide an Kommunen vergeben. Mehr als eine Milliarde Euro seien damit nun in den Breitbandausbau investiert, 48 000 Kilometer Glasfaser quer durch Bayern verlegt, 758 000 Haushalte angeschlossen worden. Beim Bayern-Wlan sei die "20 000er-Grenze an Hotspots" bereits überschritten. "Wir sind auf einem sehr guten Weg", sagt Füracker.

Breitband und Bayern: Das war in der Vergangenheit eine komplizierte Liaison. Dabei wären beide Seiten nicht abgeneigt gewesen. Nur so recht gepflegt hat die Beziehung halt niemand. Während anderswo die digitale Infrastruktur wuchs und wuchs, näherte man sich hierzulande in Trippelschritten an. So gesehen lässt sich nach Fürackers Auftritt konstatieren: Der Breitbandausbau scheint nun voranzugehen, sogar in relativ großen Schritten.

Was die reinen Zahlen betrifft, hat das 2014 angestoßene Breitbandförderprogramm einen Nerv getroffen. 2018 von 2056 Kommunen haben bislang eine Förderung beantragt - so gut wie alle also. Besonders auffällig ist die Entwicklung im ländlichen Raum. Ende 2013 konnten dort 27 Prozent der Haushalte mit mindestens 30 Mbit pro Sekunde auf Inhalte im Netz zugreifen. Ende 2018 waren es 86 Prozent. In ein paar Jahren, wenn alle Maßnahmen umgesetzt sind, sollen laut Füracker 99 Prozent aller bayerischen Haushalte über solch "schnelles Internet" verfügen. Das wäre zwar noch weit weg von den Geschwindigkeiten des Gigabit-Zeitalters, in das Bayern mal vorstoßen soll, aber eine Basis. Viele Haushalte kommen derzeit mit 30 Mbit pro Sekunde recht gut zurecht.

Auch zwei am Donnerstag präsentierte Studien der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) bescheinigen dem Freistaat beim Ausbau der digitalen Infrastruktur "beachtliche Fortschritte". Gleichzeitig sei aber der Bedarf an höheren Bandbreiten sprunghaft gestiegen. Mehr als die Hälfte der bayerischen Betriebe rechneten für 2023 damit, 50 Mbit pro Sekunde zu benötigen; 28 Prozent gingen sogar von 100 Mbit und mehr aus. "Der Bedarf wächst rasant", sagt VBW-Geschäftsführer Bertram Brossardt, "da kommt selbst der ambitionierte Ausbau im Freistaat kaum noch hinterher." Ohne die Förderpolitik würde sich die Lücke aber noch weiter öffnen.

In Deutschland, zu diesem Schluss kommen sowohl Füracker als auch die VBW, nehme Bayern beim Breitbandausbau eine führende Rolle ein. International sieht das etwas anders aus. Laut OECD macht in Spanien Glasfaser 57,7 Prozent aller Festnetz-Breitbandanschlüsse aus, in Schweden 66,6 Prozent, in Südkorea 80,4 Prozent. In Bayern sind zwölf Prozent der Haushalte direkt an Glasfaser angeschlossen. Auch deshalb übt die Opposition Kritik an der Gestaltung des Förderprogramms.

Statt Glasfaser in jedes Gebäude komme in aller Regel kupferkabelbasierte Vectoring-Technologie zum Einsatz, sagt Benjamin Adjei von den Grünen. "Wo heute Vectoring-Verteilkästen aufgestellt werden, kommt morgen keine Glasfaser und damit kein Highspeed-Internet." Stattdessen falle Bayern in Europa weiter zurück und sei "sogar im Vergleich mit Rumänien und Ungarn Breitband-Entwicklungsland". Füracker indes verweist darauf, dass nur Glasfaser gefördert werde; die Kommunen dürften dabei selbst entscheiden, ob sie die Glasfaser bis zum Kabelzweig oder weiter bis in die Häuser legten.

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